Düsseldorf. NRW-Gesundheitsminister Laumann appelliert, der Stiko-Empfehlung zu folgen. Bislang sind die Zahlen zur vierten Impfung ernüchternd.
In Nordrhein-Westfalen haben sich vor dem Winter offenbar zu wenige ältere Menschen eine zweite Auffrischungsimpfung (vierte Dosis) gegen Corona spritzen lassen. In der Altersklasse der Über-60-Jährigen hätten sich erst knapp 37 Prozent den zweiten sogenannten Booster verabreichen lassen, berichtete NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf.
Ziel sei es, eine Impfquote von über 90 Prozent wie im vergangenen Jahr bei Erst- und Zweitimpfung zu erreichen. Er sei ziemlich sicher, „dass uns das in den Krankenhäusern sehr, sehr helfen würde“, so Laumann. Unklar ist allerdings, wieviele der Über-60-Jährigen in den vergangenen sechs Monaten eine Corona-Infektion durchgemacht haben und nur deshalb mit der vierten Impfung noch warten oder vorerst von ihr absehen.
Lage in den Krankenhäusern bleibt entspannt
Die Lage in den NRW-Krankenhäusern sei zwar aktuell vergleichsweise entspannt. Von den landesweit 6400 Intensivbetten seien gerade einmal knapp vier Prozent mit Patienten belegt, die eine Corona-Infektion aufweisen. Dennoch warnte Laumann: „Wir haben seit den letzten Wochen einen ansteigenden Trend in den Infektionszahlen. Das kann man nicht leugnen.“
Obwohl nur noch PCR-Tests in die Statistik einfließen und längst nicht mehr jeder Infizierte einen solchen machen lässt, könne man aus der derzeitigen Corona-Inzidenz „eine Richtung erkennen“, so Laumann.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nur älteren Menschen über 60 sowie Vorerkrankten ab 5 Jahren und dem Personal in medizinisch-pflegerischen Einrichtungen einen zweiten Booster. „Unser augenblickliches Problem ist für unser Impfziel: nämlich Schutz vor schwerer Erkrankung. Dass die Leute endlich geimpft werden, die ein Risiko für schwere Erkrankungen haben. Und da passiert im Augenblick viel zu wenig“, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens am Donnerstag in Düsseldorf.
Angepasster Impfstoff in Arztpraxen und Apotheken
Für die Auffrischung empfohlen werden die neuen, auf die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe, die in Arztpraxen und Apotheken verfügbar sein sollen. Laumann machte zugleich deutlich, dass sich der Aufruf zur vierten Impfung ausdrücklich nicht an Jüngere und Gesunde richte: „Es ist keine Kampagne an die 18,2 Millionen Einwohner unseres Landes.“ NRW halte sich an die Impfempfehlung der Stiko.
Trotz der steigenden Infektionszahlen sollen die Corona-Maßnahmen in NRW absehbar nicht verschärft werden. „Es gibt aktuell keinen Grund für Verschärfungen der Schutzmaßnahmen“, sagte Laumann. Er setze auf die Eigenverantwortung der Bürger. Wer Symptome aufweise, soll sich zuhause testen, bevor er zur Arbeit gehe. Von der Forderung, die Isolationspflichten für Infizierte komplett aufzugeben, hält der NRW-Gesundheitsminister nichts: „Wer krank ist, soll zuhause bleiben.“