Düsseldorf. NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur hat sich zu Härten im Breitensport angesichts der drohenden Gasmangellage geäußert - im Klartext.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) hat angesichts der Energiekrise um Verständnis für geschlossene Schwimmbäder geworben. „Wir müssen Gasmangellagen verhindern, und dafür müssen wir Energie sparen. Und wenn dann dazu gehört, in diesem Winter Einschränkungen auch beim Betrieb von Bädern in Kauf zu nehmen, dann werbe ich sehr dafür, das mitzumachen“, sagte Neubaur am Donnerstag dem WDR.
Die schwarz-grüne Koalition hat eigentlich versprochen, den Anteil der Nicht-Schwimmer unter Heranwachsenden deutlich zu senken und Programme wie „Schwimmen lernen in Nordrhein-Westfalen“ auszubauen. „Ich weiß um den Wert, dass wir allen Kindern ermöglichen, Schwimmen zu lernen“, sagte Neubaur. Sie stellte klar, dass Fördergelder des Landes nicht verfallen werden, wenn Kommunen ihre Bäder schließen oder Sportvereine eigene Becken nicht mehr beheizen können.
Babyschwimmen unter 30 Grad Wassertemperatur kaum möglich
Wegen der hohen Energiekosten haben zahlreiche Bäder in Nordrhein-Westfalen bereits die Wassertemperatur abgesenkt, die Öffnungszeiten reduziert oder den Betrieb ganz eingestellt. Die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) hatte zuletzt vor Folgen für die Anfängerschwimmausbildung gewarnt. Bei einer Wassertemperatur von weniger als 26 Grad müsse bei Kindern die Übungszeit reduziert werden. Wassergewöhnung und Babyschwimmen sei unter 30 Grad kaum mehr anzubieten.
Vor dem Energiekrisen-Winter und nach zwei Pandemie-Jahren steht der organisierte Sport in NRW unter erheblichem Druck. „Das Land muss nach dem Vorbild der Corona-Hilfen einen Rettungsschirm zur Verfügung stellen, der Insolvenzen von Sportvereinen aufgrund der Energiekostenkrise verhindert“, heißt es in einem Positionspapier des Landessportbundes (LSB). Viele Vereine sind darauf angewiesen, dass die Kommunen Bäder, Turnhallen und Anlagen trotz des hohen Energieaufwands ohne Erhöhung der Nutzer-Umlage geöffnet halten. Rund 6000 Vereine in NRW verfügen außerdem über eigene Liegenschaften und wissen nicht, wie sie eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Energiekosten schultern sollen.
Im Entlastungspaket kam der Sport zunächst gar nicht vor
„Die erhöhten Kosten können nicht vollständig über zusätzliche Mitgliedsbeiträge abgefangen werden, da die Mitglieder selbst von Inflation und steigenden Energiekosten im Privatbereich betroffen sind“, heißt es in dem LSB-Papier. Nachdem viele Breitensportler ihren Vereinen in der Corona-Krise noch trotz des monatelangen Wegfalls von Trainingsangeboten die Treue gehalten hatten, geht nun die Angst vor Kündigungen von Mitgliedschaften und Kursteilnahmen um.
Im geplanten dritten Entlastungspaket des Bundes kam der Sport bislang gar nicht vor. Im Beschluss der Länderkonferenz unter Leitung von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Mittwochabend wurde zumindest die Passage aufgenommen, dass der Sport „eine herausragende Bedeutung für die Gesundheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ habe. Allein in NRW sind fast 5 Millionen Sportler in knapp 18.000 Vereinen organisiert.