Düsseldorf. Wegen Personalmangels droht an den NRW-Flughäfen in den Herbstferien wieder Chaos. Gewerkschafter fordern eine Einmischung der Landesregierung.

In den Herbstferien drohen offenbar wieder chaotische Verhältnisse an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. Selbst jetzt, in der Sommer-Nachsaison, komme es aufgrund von Personalmangel häufig zu langen Schlangen bei der Sicherheitskontrolle, vor allem in den Stoßzeiten, sagen Beobachter. Bundespolizisten und die Gewerkschaft Verdi fordern von der NRW-Regierung daher mehr Engagement für funktionierende Flughäfen.

Arnd Krummen, bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zuständig für die Bundespolizei, befürchtet wieder ein Kontroll-Chaos an NRW-Flughäfen in den Herbstferien. „Es dürfte immer wieder lange Schlangen geben“, sagte er dieser Redaktion. Auch Verdi-Sekretär Özay Tarim sieht Ungemach auf die Passagiere zukommen und fordert Schwarz-Grün in NRW auf, sich einzumischen: „Die Landesregierung ist bisher zu passiv“, sagte er. Sie verstecke sich hinter der Verantwortung des Bundes für die Sicherheitskontrollen.

Flughafen-Chaos: NRW-Landesregierung reagiert zurückhaltend

Tatsächlich ist die Landesregierung bei diesem Thema sehr zurückhaltend, obwohl gerade in NRW im Sommer Fluggäste über Probleme vom Check-in über die Sicherheitskontrolle bis hin zur Gepäckabgabe klagten. In der Antwort auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion zur Lage an den Airports erklärt die NRW-Regierung nur, sie erwarte „von allen Beteiligten, dass sie ihre Aufgaben zuverlässig erfüllen und dafür auch das nötige Personal und weitere Ressourcen bereithalten“.

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) hatte im Gespräch mit dieser Zeitung den Bund aufgefordert, die Privatisierung der Sicherheitskontrollen auf den Prüfstand zu stellen und einen Vorschlag gemacht: „Ich könnte mir eine Regelung für NRW vorstellen, die es am Flughafen Frankfurt gibt. Dort werden die Sicherheitskontrollen vom Flughafen übernommen.“

Handeln nach bayerischem Vorbild

Nach Einschätzung von Verdi würde das „Frankfurter Modell“ in NRW aber nicht besser funktionieren, weil auch dort am Ende private Sicherheitsfirmen für die Kontrollen zuständig seien. Der Unterschied sei nur, dass der Airport Frankfurt einige Aufsichts-Aufgaben der Bundespolizei übernommen habe.

„Vorbild für NRW ist nicht Frankfurt, sondern Bayern. Die Landesregierung müsste dem Bund signalisieren, dass das System der Kontrolle durch Privatfirmen gescheitert sei und dass NRW das Modell des Freistaates bevorzugen würde“, sagt Verdi-Sekretär Tarim. In Bayern werden Sicherheitskontrollen an Flughäfen von Mitarbeitern einer Firma im Staatsbesitz durchgeführt, die in der Regel in Vollzeit angestellt sind.

Arnd Krummen von der GdP Bundespolizei fordert die NRW-Regierung auf, sie möge sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass das Kontrollpersonal von einer Anstalt öffentlichen Rechts, die in der Hand des Bundes liegen soll, beschäftigt wird. Dann könnten diese Beschäftigten flexibel genau dort eingesetzt werden, wo Chaos drohe.

Seit dem Sommer „personell verstärkt“

Am Flughafen Düsseldorf ist die Piepenbrock-Tochter DSW für die Sicherheitschecks im Einsatz. Eine Firmensprecherin wollte sich nicht zur aktuellen Situation äußern. In Köln/Bonn ist Securitas für die Sicherheitsschleusen zuständig. Ein Unternehmenssprecher sagte, dass man sich seit den Sommerferien personell verstärkt habe und „deutlich besser aufgestellt“ sei. Zudem rekrutiere man weiter intensiv. Die post-pandemische Lage bleibe in der Flugbranche aber sehr schwierig, so der Securitas-Sprecher. Daher sei an allen Flughäfen in Spitzenzeiten weiterhin mit Wartezeiten zu rechnen „und Passagiere sollten etwas mehr Zeit und Geduld mitbringen“.

Die privaten Dienstleister sind im Auftrag der Bundespolizei tätig. Der Bundespolizei-Sprecher Jens Flören berichtete davon, dass Securitas in Köln/Bonn rund 60 Luftsicherheitsassistenten als zusätzliche Kräfte habe gewinnen können, bei DSW in Düsseldorf liege die Größenordnung bei 140. Hinzu kämen für die Ferien Extra-Kräfte aus der Verwaltung. Außerdem habe die Bundespolizei 100 eigene Kräfte fortgebildet, die gegebenfalls unterstützen könnten. Das wäre aber nur in begründeten Ausnahmen denkbar, als „ultima ratio“.

Eurowings: „Fortschreitende Normalisierung der Abläufe“

„Jetzt steht immerhin mehr Personal zur Verfügung als im Sommer“, sagte Flören. „Ob das ausreicht, muss man sehen.“ Insgesamt gebe es „weiterhin große Rekrutierungsherausforderungen bei den Dienstleistern“. Diese Firmen seien dringend angehalten, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen und für zügige Abläufe an den Schleusen zu sorgen.

Nicht nur an den Sicherheitsschleusen waren die Wartezeiten im Sommer sehr lang, sondern auch am Check-In der Airlines war das Gedränge mitunter groß. Zudem brachten kurzfristig stornierte Flugverbindungen Passagiere in die Bredouille. Grund hierfür waren ebenfalls Personalengpässe. Eine Eurowings-Sprecherin sagte, dass solche Zeiten vorbei seien. Mit Blick auf die Check-Ins und Sicherheitsschleusen sieht sie „eine fortschreitende Normalisierung der Abläufe“. Für die Herbstferien sei sie zuversichtlich, zumal die Verkehrs-Spitzen des Sommers nicht erreicht würden.

Flughafen Köln-Bonn rechnet mit mehr Passagieren in den Herbstferien

Der Flughafen Köln/Bonn rechnet in den kommenden Herbstferien mit deutlich mehr Passagieren als in der zweiwöchigen Ferienzeit vor einem Jahr. Man gehe von rund 560 000 Fluggästen aus und damit ein Viertel mehr als zuvor, teilte der Airport am Montag mit. „Wir freuen uns, dass sich der positive Aufwärtstrend in den Herbstferien fortsetzt“, sagte Airport-Chef Thilo Schmid.

Mit Blick auf die weiterhin angespannte Personalsituation an den Sicherheitsschleusen und am Check-in sagte der Manager, dass es vor allem in Stoßzeiten zu längeren Wartezeiten kommen könne. In der Regel öffne der Check-in zweieinhalb bis drei Stunden vor dem Abflug. Es empfehle sich, diese Zeit für Check-in und Sicherheitskontrolle am Flughafen einzuplanen.

(mit dpa)