Düsseldorf. Die Bauverbände warnen: Eigenheime werden im Jahresvergleich wegen steigender Materialkosten bis zu 20 Prozent teurer.

Die steigenden Energiepreise verteuern zunehmend die Preise für Baumaterialien wie Dachziegel, Dämmstoffe oder Bitumen. „So manche Hausfinanzierung könnte angesichts der plötzlichen Preissprünge jetzt auf der Kippe stehen. Allein wegen der teureren Baumaterialien dürften die Kosten im Vorjahresvergleich beim Bau eines Eigenheims um zehn bis 20 Prozent steigen“, sagte Heinz G. Rittmann, Vize-Hauptgeschäftsführer der Bauverbände NRW, dieser Redaktion.

Herstellung von Dachziegeln "wirtschaftlich nicht mehr darstellbar"

Dem Bochumer Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (SPD) liegt ein Brief vor, den örtliche Dachdeckerbetriebe von einem Dachziegelhersteller bekommen haben. „Aufgrund der dramatischen Preisentwicklung für Gas und Strom sehen wir uns gezwungen, die Produktion unserer Tondachziegel ab sofort bis auf Weiteres auszusetzen. Die Herstellung ist wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, heißt es darin. Zwar seien die meisten Baumaterialien nach wie vor erhältlich, erklärt Heinz. G. Rittmann. „Aber der Aufwand, sie zu bekommen, ist viel größer als früher. Im letzten Jahr reichte vielleicht ein Anruf bei einem Händler in der Nähe, in diesem Jahr muss man unter Umständen ins benachbarte Ausland fahren.“

Ganzer Mix von Problemen am Bau

Baumaterial aus Metall liegt laut den Bauverbänden preislich im Schnitt 23 Prozent über dem Vorjahresniveau, Erdöl-Produkte wie Styropor seien zwischen zehn und 30 Prozent und Bitumen 30 bis 40 Prozent teurer als im Jahr davor. Zu diesen Problemen kämen weitere, die es beim Bauen schon länger gebe, zum Beispiel die schlechte Verfügbarkeit von Kies und Sand sowie fehlende Deponien für Bauschutt.

„Die Energiepreise steigen in ungeahnte Höhen und gefährden den Neubau und Investitionen in den Wohnungsbau“, warnt SPD-Politiker Yüksel. Eine Politik, die den Menschen bezahlbare Wohnungen verspreche, müsse gerade die mittelständischen Unternehmen der Baustoffindustrie in größerem Maße als bisher bei den Energiekosten entlasten. Der Bund hat ein Energiekostendämpfungsprogramm für energieintensive Unternehmen in Form eines befristeten und eng umgrenzten Kostenzuschusses beschlossen.

Zinsen und Materialkosten bremsen den sozialen Wohnungsbau

Neben privaten Bauvorhaben gerät auch der soziale Wohnungsbau unter Duck. Das Ziel des Bundes, jährlich 100.000 Sozialwohnungen zu bauen, sei inzwischen angesichts steigender Zinsen und hoher Baukosten illusorisch, warnt ein Bündnis „Soziales Wohnen“, dem der Deutsche Mieterbund, die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und der Baustoff-Fachhandel angehören.

„Selbst kommunale, genossenschaftliche und kirchliche Wohnungsunternehmen haben den größten Teil ihrer Bauvorhaben gestoppt: Fast alles, was in der Planung war, haben sie auf Eis gelegt. Damit leistet das ‚soziale Bau-Gewissen‘ in Deutschland quasi gerade einen Offenbarungseid“, sagte der Chef des Pestel-Instituts, Matthias Günther, der für das Bündnis eine Studie zum sozialen Wohnungsbau erstellt hat.