Essen. Die Landesregierung hat Experten nach Essen geholt. Energiespeicherung ist zentrales Thema beim Kongress. Was NRW von Helsinki lernen kann.

Das Ruhrgebiet als größter deutscher Ballungsraum könnte bei der Energiewende nach Auffassung der Landesregierung stärker von anderen Metropolregionen der Welt lernen. „Wir in Nordrhein-Westfalen brauchen eine Kombination aus grüner Infrastruktur und Energiespeicherung“, sagte Staatssekretär Mark Speich (CDU) am Freitag bei einem internationalen Kongress in Essen, zu dem die Landesregierung im Rahmen der „Ruhrkonferenz“ eingeladen hatte.

Konkret nannte Speich dezentrale Wärmespeicher als Zukunftsvision und verwies auf Erfahrungen der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die Landesregierung hatte Experten aus der ganzen Welt zum „Metropolitan Innovation Summit Ruhr 2022“ auf das Gelände der Zeche Zollverein eingeladen. Laut Speich war ein solches Expertentreffen wichtig, „um das Ruhrgebiet international zu platzieren und zu schauen, wie sich Regionen mit ähnlichen Voraussetzungen entwickeln“.

Helsinki als Vorbild für Energiespeicherung

Bei dem Kongress wurde unter anderem das Projekt Energy Challenge der Stadt Helsinki vorgestellt, mit dem die Finnen bis 2035 CO2-neutral werden wollen. „Aufgrund der kalten Temperaturen im Land ist der Energieverbrauch in Helsinki hoch“, sagte Professor Carlo Ratti vom Massachusetts Institute of Technology. Da diese Energie demnächst nicht mehr aus Kohlekraft gewonnen werden soll, sammelte Helsinkis Bürgermeister Jan Vapaavuori in einem internationalen Wettbewerb Ideen zur Speicherung von erneuerbaren Energien. Gewonnen hat ein Konzept mit Meerwasser-Wärmepumpen, Solarthermie, Elektrokesseln und Großwärmespeichern. Damit etablierte die Stadt künstliche schwebende Inseln, die Energie speichern und damit die Stadt beheizen sollen.

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Diese „maßgeschneiderte Lösung“ lasse sich laut Speich nicht eins zu eins auf Nordrhein-Westfalen übertragen. „Jede Region hat andere Voraussetzungen.“ Für heiße Energiespeicher-Inseln fehle hier schlicht die Wasserfläche. Den Wettbewerbscharakter aber, aus dem das finnische Konzept entstanden ist, wünscht sich Speich auch hierzulande. „Ich glaube, so ein Wettbewerb ist bei konkreten Projekten von Vorteil. In unserer Region sollte das ebenfalls die künftige Energieversorgung sein.“

Denn an der Frage, wie sich große Mengen Strom aus erneuerbaren Energien zu jeder Tages- und Nachtzeit bei wettbewerbsfähigen Preisen nutzen lassen, entscheidet sich wohl der künftige Wohlstand des Ruhrgebiets. Speich verwies auf die neue Universitätsallianz Ruhr als wissenschaftliches Rückgrat der Region bei der Entwicklung solch innovativer Konzepte. Die Ruhr-Universität Bochum, die Technischen Universität Dortmund und die Universität Duisburg-Essen hatten zuletzt ihre Kompetenzen stärker vernetzt.