Düsseldorf. Städtetag NRW-Vorsitzender Thomas Kufen (CDU) ruft nach mehr Lehrpersonal. Die Lage spitzt sich auch in Dortmund zu, sagt die GEW.
Laut dem Vorsitzenden des Städtetages NRW, Thomas Kufen (CDU), bringt die Beschulung ukrainischer Kinder und Jugendlicher immer mehr Kommunen an die Grenze ihrer Möglichkeiten. „Für die Kommunen wird es immer schwieriger, angemessene Schulplätze zur Verfügung zu stellen“, sagte der Essener Oberbürgermeister gegenüber dieser Redaktion. Der Städtetag hatte schon vor Wochen vor dieser Situation gewarnt.
Das Land soll "mehr pädagogisches Personal einsetzen"
Schon jetzt sei klar, dass das Land NRW mehr pädagogisches Personal einsetzen müsse, um eine qualitative Beschulung und zügige Integration der jungen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu ermöglichen. Kufen erklärte, dass die Flüchtlingszahlen in den großen NRW-Städten im Moment deutlich anziehen. In Essen würden aktuell wöchentlich bis zu 50 Schulberatungsgespräche geführt, die dann zu Schulzuweisungen der Ukrainer führten.
In der vergangenen Woche hatte das NRW-Schulministerium erstmals seit den Sommerferien mitgeteilt, wie viele neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine die Schulen in NRW besuchen. Die Zahl lag demnach zuletzt bei 32.257. Vor Beginn der Ferien wurden insgesamt 24.662 neu zugewanderte ukrainische Schülerinnen und Schüler gezählt.
Gewerkschaft GEW: Lage in Dortmund ähnlich angespannt wie in Duisburg
Nachdem bekannt wurde, dass in Duisburg zum Start ins Schuljahr mehrere hundert schulpflichtige zugewanderte Kinder und Jugendliche nicht versorgt werden können und dass in Gelsenkirchen wegen der angespannten Lage Unterrichtskürzungen drohen, warnt jetzt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor ähnlichen Zuständen in Dortmund, wo zuletzt fast 1000 neu zugewanderte ukrainische Kinder und Jugendliche gezählt wurden.
„Die Lage in Dortmund ist ähnlich angespannt wie die in Duisburg und in Gelsenkirchen. Bei uns können derzeit mehr als 800 schulpflichtige Schülerinnen und Schüler nicht beschult werden, die große Mehrheit dieser Kinder kommt aus der Ukraine“, sagte Martin Heuer aus dem Leitungsteam der GEW Dortmund dieser Zeitung.
Wird es auch in Dortmund Unterrichtskürzungen geben?
Die Westfalenmetropole lasse sich als Schulträger zwar einiges einfallen, um die Situation zu entschärfen. So würden drei ehemalige Schulstandorte gerade reaktiviert sowie weitere zusätzliche Räume und Betreuungspersonal zur Verfügung gestellt. „In Dortmund werden aber 40 bis 50 neue Lehrer gebraucht, um dieser Herausforderung zu begegnen“, so Heuer. Auch hier drohten nach Einschätzung der Gewerkschaft vorübergehende Unterrichtskürzungen.
An „Abordnungen“, also an der Zwangsverpflichtung von Lehrpersonal aus anderen Orten, komme man in Dortmund wohl nicht vorbei. Abordnungen seien aber nur eine „eindimensionale Lösung“, da sie andernorts die Personalnot verschärften. Martin Heuer: „NRW sollte jetzt auch darauf setzen, das System zügig durch Schulverwaltungsassistenten und IT-Experten zu entlasten, damit sich die Lehrkräfte wieder mehr auf ihr Kerngeschäft, das Unterrichten, konzentrieren können.“