Düsseldorf. Viel Freiwilligkeit bei Pandemie-Regeln, Präsenzgarantie, neue “Beinfreiheit“ für Schulen: Wie NRW dem ersten Schultag entgegensieht

Vor dem Start in das nunmehr dritte Corona-Schuljahr für 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen hofft die schwarz-grüne Landesregierung trotz unerwartet hoher Infektionszahlen über den Sommer auf einen weitgehend störungsfreien Lernbetrieb.

„Ich wünsche uns allen, dass wir die Schulen wirklich offenhalten können und dass wir wenige Infektionen haben und dass wir ein relativ normales Schulleben haben, wie wir es vor der Corona-Pandemie auch hatten“, sagte die neue Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Montag in einer Hörer-Diskussion beim Lokalsender „Antenne Düsseldorf“.

Im Herbst wird möglicherweise nachgeschärft

Wegen der geänderten bundesgesetzlichen Bestimmungen soll es zunächst nur die Empfehlung zum Masketragen und das Angebot kostenloser Schnelltests für alle Schüler und Lehrer geben. Wenn die Ampel-Bundesregierung zum 1. Oktober das Infektionsschutzgesetz wie angekündigt nachschärft, werde NRW „schauen, was wir davon auf die Schule übertragen werden“, so Feller. Möglich wäre dann wieder zum Beispiel eine flächendeckende Maskenpflicht in Innenräumen.

In der Lehrerschaft gibt es die Sorge, dass die zunächst weitgehend freiwilligen Corona-Regeln Konflikte in die Schulen tragen könnten. Nur wenn bei einem Kind im Laufe des Schultages typische Krankheitssymptome auftreten, kann die Lehrkraft einen Test anordnen und die weitere Teilnahme am Unterricht für unvertretbar erklären. Die Gewerkschaft GEW kritisierte bereits im Vorfeld, dass eine solche Diagnose eigentlich nicht zu den Aufgaben von Pädagogen gehöre.

In der Regel soll freiwillig zuhause getestet werden

In der Regel soll jedoch freiwillig zuhause getestet werden. Die Landesregierung hat die Corona-Schutzverordnung an dieser Stelle nachgebessert. Schulministerin Feller glaubt dennoch nicht, „dass es zu viel Streit kommen wird“, und setzt auf eine Verständigung zwischen Schule und Elternhäusern beim Thema Testen. „Da muss eine Lehrkraft erstmal gut für werben“, riet Feller.

Anders als in den vergangenen beiden Schuljahren sollen die Schulen selbst bei hohen Infektionszahlen unbedingt weiterhin im Präsenzbetrieb bleiben. „Schulschließungen wollen wir ausschließen – zumindest flächendeckende Schulschließungen“, sagte die Ministerin. Die Schulleitungen sollen, ausgestattet mit einer neuen „Beinfreiheit“ der Landesregierung, bei hohen Krankenständen eigenständig entscheiden, ob sie Schulklassen in den Wechselunterricht schicken oder anderweitige Lernformen organisieren.

Das Millionenprogramm des Landes für Luftfiltergeräte wurde derweil noch immer nicht vollständig abgerufen, weil vielen Kommunen die Förderkriterien zu eng gefasst sind. Die Landesregierung verweist darauf, dass ohnehin das Lüften von Klassenzimmern „das A und O“ bleibe. Selbst beim absehbaren Gasmangel im Winter sollen Schulen, die als „geschützte Kunden“ nicht von der Versorgung abgeklemmt werden können, das regelmäßiges Stoßlüften beibehalten. Es gehe ja nicht darum, „dass stundenlang die Fenster offengehalten werden sollen“, so Feller.