Düsseldorf. Amtlich: Erste NRW-Versorger erhöhen Preise ab Oktober gleich um 100 Prozent. Was die Verbraucherzentrale entsetzten Haushalten rät.
Angesichts der massiven Erhöhung der Gas-Preise, die erste Energieversorger in Nordrhein-Westfalen jetzt ihren Kunden in Euro und Cent ab Oktober angekündigt haben, rät die Verbraucherzentrale NRW zu einem kritischen Umgang mit den Rechnungen.
„Verbraucher sollten die neuen Preise prüfen und vergleichen, ob es eine nicht ganz so teure Alternative gibt. Manchmal ist, trotz Erhöhung, der Grundversorgungstarif eine Option“, erklärte eine Sprecherin der Verbraucherzentrale auf Anfrage. Zudem müsse man überprüfen, ob der neue Abschlag richtig berechnet wurde. Er sollte zum Verbrauch passen und nicht zu hoch sein, da zu viel gezahltes Geld im Fall einer Insolvenz verloren sei.
Von dem Sonderkündigungsrecht, das bei massiven Preiserhöhungen besteht, dürften nur jedoch wenige Kunden Gebrauch machen, da man in der gegenwärtigen Lage als Neukunde bei anderen Anbietern meist noch schlechter dasteht.
2000 statt 900 Euro im Jahr für eine Durchschnittswohnung
Als einer der ersten großen Versorger hatte das Kölner Unternehmen Rheinenergie zu Wochenbeginn drastisch steigende Preise öffentlich gemacht. Ab Oktober werden für eine Kilowattstunde Erdgas 133 Prozent mehr fällig. Für eine Durchschnittswohnung zahlt ein Haushalt damit mehr als 2000 Euro im Jahr statt wie bisher gut 900 Euro. Neue Abschläge sollen dort für die Kunden berechnet werden.
Hinzu kommt noch die von der Bundesregierung angekündigte Gas-Umlage, die alle Verbraucher für höhere Beschaffungskosten ab Herbst zahlen sollen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte dafür zwischen 1,5 und 5 Cent pro Kilowattstunde taxiert, was für eine normale Wohnung mit 10.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch noch einmal 500 Euro zusätzlich bedeuten könnten.
218 Versorger in NRW haben Preiserhöhungen angekündigt
Laut Vergleichsportal Verivox haben bereits 218 Versorger in NRW Preiserhöhungen im Schnitt von mehr als 40 Prozent angekündigt. Die Verbraucherzentrale NRW fürchtet, dass in der allgemeinen Energie-Debatte einzelne Versorger nicht nur die tatsächlich gestiegenen Bezugspreise für Gas an ihre Kunden weitergeben werden: „Leider ist diese Gefahr gegeben. Es wird einzelne Anbieter mit günstigen Bezugspreisen geben, die auf der Preiserhöhungswelle mitschwimmen.“
Der Eigentümerverband „Haus & Grund“ fürchtet, dass durch die massiven Gas-Preiserhöhungen zunächst viele private Vermieter in Bedrängnis kommen. „Die Vermieter strecken die Gaskosten bis zur Jahresabrechnung Monat für Monat ihren Mietern vor. Bei einem solchen Preisanstieg, der weit über die vereinbarten Abschlagszahlungen hinausgeht, können die privaten Vermieter das Geld nicht mehr aufbringen. Ihnen droht schlichtweg die Zahlungsunfähigkeit“, warnte der Präsident von Haus & Grund Rheinland Westfalen, Konrad Adenauer. „Der Staat muss jetzt handeln. Er darf weder die Mieter, noch die privaten Vermieter mit der Gaspreis-Explosion alleine lassen.“