An Rhein und Ruhr. Mehr Corona-Patienten, höhere Krankenstände, die Streiks an den Unikliniken - die übliche Sommererholung fällt für das Krankenhaus-Personal aus.
Eine steigende Zahl von Patienten mit Corona, eine ausgedünnte Personaldecke und eine höhere Belastung durch den Streik an den Unikliniken führen zu einer angespannten Situation an den Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen. Davor warnt die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW). Vereinzelt müssten bereits Stationen abgemeldet werden, weil die üblichen drei Schichten nicht gefahren werden könnten, sagte KGNW-Sprecher Hilmar Riemenschneider im Gespräch mit der NRZ.
Am Donnerstag wurden in den Krankenhäusern an Rhein und Ruhr 3781 Patienten behandelt, die positiv auf das Corona-Virus getestet worden waren, das waren etwa 400 mehr als eine Woche zuvor. Für das Personal in den Krankenhäusern heißt das: Mehrarbeit, weil vorgeschriebene Schutzmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Zugleich melden sich in den Häusern nach Angaben des KGNW-Sprechers vermehrt Pflegende und Ärzte krank, weil sie sich mit Corona infiziert haben.
Auf den Intensivstationen steigt die Zahl der schwer erkrankten Corona-Patienten: Anfang Juni mussten 135 Corona-Patienten in NRW intensivmedizinisch betreut werden, aktuell sind es 266. Die Zahl liegt aber noch deutlich unter den Spitzenwerten aus dem Frühjahr 2021.
„Die klassische Sommerpause haben wir nicht. Der Erholungsfaktor ist komplett ausgefallen“, betont Riemenschneider. Erschwerend kommen in diesem Jahr die anhaltenden Streiks an den Unikliniken hinzu. Krankenhäuser in der Peripherie übernähmen Patienten, die wegen des Ausstands an den Unikliniken nicht behandelt werden könnten. „Die Lage ist aber noch kompensierbar“, betont der KGNW-Sprecher.
In den Häusern des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums im Kreis Kleve machen sich die von Riemenschneider skizzierten Probleme bemerkbar. „Die Teams sind strapaziert, die Situation ist sehr angespannt“, so Sprecher Christian Weßels. Aus dem zur Contilia-Gruppe gehörenden Elisabeth-Krankenhaus meldet Sprecherin Katharina Tugend: „Auch wir erleben zurzeit ansteigende krankheitsbedingte Personalausfälle mit einer allerdings sehr individuellen Krankheitsdauer.“ Generell reagiere man „situativ auf die sich täglich verändernde Situation“.
Es gibt allerdings Hoffnung auf eine Entspannung der Lage: Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner ist in Nordrhein-Westfalen laut Meldung des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Freitag erneut gefallen und lag bei 698,5. Am Donnerstag hatte sie noch bei 714, 2 gelegen. Ein Absinken der Neuinfektionen schlägt zeitverzögert auf die Situation in den Kliniken durch.