Düsseldorf. Die chaotischen Verhältnisse in Düsseldorf und Köln/Bonn halten an. Hilfe aus dem Ausland ist noch nicht da. Können Arbeitslose helfen?
Die Diskussion über das Chaos an den Flughäfen in NRW reißt nicht ab. Am Donnerstag zog sich eine Schlange aus wartenden Passagieren sogar bis vor das Gebäude des Airports Köln/Bonn. Auf die 5000 Hilfskräfte aus dem Ausland, die laut Bundesregierung insbesondere in der Türkei angeworben werden sollen, dürften die Flughäfen noch lange warten.
Serdar Yüksel (SPD): "Schult Arbeitslose in NRW"
Der Vorsitzende des Landtags-Petitionsausschusses, Serdar Yüksel (SPD), schlug am Freitag vor, bei der Rekrutierung von Hilfskräften auch ans Inland zu denken. „Ich finde es beschämend, dass bei 660.000 Arbeitslosen in NRW die Jobcenter und Agenturen für Arbeit es nicht fertigbringen, 5000 Arbeitslose zu schulen, damit sie an den Flughäfen eingesetzt werden können“, sagte Yüksel dieser Redaktion. Gerade junge Arbeitslose kämen für diese Aufgabe in Frage, so der Abgeordnete aus Bochum.
Verdi-Sekretär Tarim: "Zuverlässigkeitsprüfung dauert sechs bis acht Wochen"
ÖzayTarim, Luftverkehrsexperte bei der Gewerkschaft Verdi, sieht kein schnelles Ende der chaotischen Verhältnisse. Wegen der erforderlichen Zuverlässigkeitsprüfungen für Hilfskräfte aus dem Ausland „dauert es etwa sechs bis acht Wochen, bis sie mit der Arbeit beginnen können“, erklärte Tarim auf Nachfrage. Dann aber sind die Sommerferien in NRW längst vorbei. Eine Zuverlässigkeitsprüfung sei wichtig, denn die Hilfskräfte würden zwar nicht bei den Sicherheitskontrollen eingesetzt, sondern nur in der Gepäckabfertigung. Sie würden aber direkt an den Flugzeugen arbeiten.
Tarim ist froh darüber, dass der Bund keine Leiharbeit bei den Hilfskräften aus dem Ausland zulässt. Lohn-Dumping werde so ausgeschlossen. Die Nachfrage in der Türkei nach Arbeit auf deutschen Flughäfen scheint groß zu sein. Gewerkschafter Tarim erhält sogar selbst Anfragen von Bewerbern.
CDU-Europaparlamentarier Radtke nimmt die EU-Kommission in die Pflicht
Der Bochumer CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke schaltete am Freitag die EU-Kommission ein, um die Probleme an deutschen Flughäfen zu beheben. „Seit Monaten müssen wir erleben, dass die Bundesregierung sehenden Auges und völlig tatenlos auf die Ferienreisezeit zusteuert. Diese strukturelle Hilflosigkeit der beiden Bundesminister Wissing (FDP) und Fraeser (SPD) ist nicht länger hinzunehmen, jetzt muss Brüssel einschreiten“, schrieb Radtke in einer Mitteilung.
Brüssel sei für die Regulierung des Flugverkehrs zuständig und lasse ein „gnadenloses Preisdumping von Flughäfen und Airlines“ zu. Dass so viele Menschen aufgrund unbesetzter Stellen an Flughäfen, in Cockpits und Kabinen „oftmals erst Minuten vor dem geplanten Abflug von der Streichung ihres Urlaubsflugs erfahren, ist kein Zufall, sondern geplantes und akzeptiertes Chaos der Luftfahrtunternehmen und der nationalen Regierungen“, so Radtke.