Düsseldorf. Droht den Schulen ein “Corona-Herbst“? Die SPD im Landtag fordert Vorbereitungen auf ein solches Szenario, bevor es zu spät sei.
Die SPD-Landtagsfraktion dringt darauf, dass eine neue Landesregierung unverzüglich Notfallpläne erarbeitet, um Schulen, Kitas und andere Bildungseinrichtungen bestmöglich auf einen möglichen „Corona-Herbst“ vorzubereiten. Ähnlich wie bei Feuer- oder Amok-Notfallplänen müsse sich NRW über den Sommer für den „Fall der Fälle“ rüsten, dass die Pandemie in der kalten Jahreszeit erneut stark Unterrichts- und Betreuungsmöglichkeiten einschränkt, sagte SPD-Bildungsexperte Jochen Ott am Mittwoch.
Sind Schulen so "systemrelevant" wie Stromversorger und Kliniken?
Voraussetzung für eine solide Vorbereitung auf ein schlimmes Pandemiegeschehen sei es, die Bildungseinrichtungen offiziell zur „kritischen Infrastruktur“ zu machen, ihnen also von staatlicher Seite die „Systemrelevanz“ zu bescheinigen und so erneute Schulschließungen zu verhindern. Eine neue NRW-Regierung müsse darüber zügig mit dem Bund verhandeln, denn der stünde hier gesetzlich in der Verantwortung. „Die Schulen dürfen nicht mehr geschlossen werden“, so Ott. Denn die Auswirkungen der Schul-Schließungen auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen seien „verheerend“.
Mit dem SPD-Antrag, Schulen zur kritischen Infrastruktur zu zählen, soll sich der Landtag noch im Juni beschäftigen. Die Fraktion hat diese Forderung schon vor Monaten geäußert. In die Kategorie „kritische Infrastruktur“ fallen in Deutschland zum Beispiel Energieversorger, der Verkehr und das Gesundheitssystem. Bildungseinrichtungen sollten auch dazu zählen, denn Bildung sei "die wichtigste Ressource unseres Landes", betonen die Sozialdemokraten im Landtag. Bund und Länder hatten sich zuletzt darauf geeinigt, dass Kitas und Schulen im Herbst und Winter unter allen Umständen geöffnet bleiben sollen.
Gefordert: mehr Computer, Luftfilter, ausreichend Tests und Masken
Wie schon in den vergangenen Jahren gingen in NRW Kinder und Eltern in wenigen Tagen wieder in die Sommerferien, ohne zu wissen, was in Bezug auf Corona in den Schulen im Herbst geschehen soll, kritisiert die SPD. Nun müsse Vorsorge getroffen werden und die Schulen zum Beispiel besser mit Computern ausgestattet werden. Mehr Luftfilter müssten her, ausreichend Tests und Masken.
Zudem solle der Sommer dazu genutzt werden, um „außerschulische Lernorte“ zum Beispiel in Jugend- und Sportzentren, zu finden, die es erleichtern würden, Schülerinnen und Schüler in kleineren Gruppen zu unterrichten. Gerade die Grünen hätten in der Vergangenheit solche zusätzlichen Lernorte gefordert. In Regierungsverantwortung sollten sie sich daran erinnern, sagte Ott.
Leider seien die bisherigen Maßnahmen gegen Infektionsrisiken nicht vollständig erfolgreich. „Bis heute ist es zum Beispiel in vielen Städten nicht gelungen, die Schulanfangszeiten etwas zu entzerren“, nannte Ott ein Beispiel.