Düsseldorf. Verdi-Sekretär Tarim sieht nach dem Pfingstchaos für die großen Ferien schwarz und sagt, was Reisenden und Mitarbeitern wirklich hilft.
Verdi-Sekretär Özay Tarim kämpft seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen an den Sicherheitskontrollen der großen NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln. Dafür legt er sich furchtlos mit der Security-Branche an, die an den Airports Profitinteressen verfolgt. Die Flugflaute während der Corona-Pandemie hatte das Problem etwas in den Hintergrund gerückt, doch jetzt ist der streitbare Tarim wieder auf allen Kanälen gefragt. Matthias Korfmann sprach mit dem Verdi-Mann über Lehren aus dem Pfingstchaos.
Herr Tarim, worauf müssen sich Fluggäste in den Sommerferien einstellen?
Wir befürchten aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Tage, dass es dann wieder zu langen Wartezeiten kommen könnte. Obwohl wir im vergangenen Sommer gesehen haben, wie die Nachfrage nach Flugreisen wieder stark anzog, wurden die Personallücken vor dem Sommer 2022 nicht geschlossen. Es wurden also viel zu wenige neue Mitarbeiter rekrutiert. Dafür tragen die Bundespolizei und der Sicherheitsdienstleiter im Airport Düsseldorf die Verantwortung. Unseren Berechnungen zufolge fehlen in Düsseldorf 500 Kontrollkräfte, am Flughafen Köln/Bonn sind es mindestens 100. Die Folgen sind eine große Stressbelastung für die Kontrolleure, und das hat zu einem Krankenstand von 20 Prozent der Belegschaft geführt.
Ist es möglich, die Lücken kurzfristig zu schließen?
Nein, das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Jetzt ist höchstens noch Flickschusterei möglich. Die Qualifizierung des neuen Personals dauert zehn Wochen, die Sommerferien beginnen aber schon in drei Wochen. Die Bundespolizei möchte kurzfristig Assistenzkräfte anstellen, so genannte „Teilbeliehene“. Das würde die Teams an der Sicherheitskontrolle aber nicht wirklich entlasten, denn die Neuen hätte nur begrenzte Befugnisse. Im Grunde wird dadurch die Arbeit der ausgebildeten Kräfte sogar noch verdichtet.
Was muss sich ändern?
Die Sicherheitskontrollen gehören in staatliche Hand. Die gewinnorientierte Luftsicherheit ist zum Scheitern verurteilt. Ein positives Beispiel ist der Flughafen München. Dort waren die Kontrollen immer in staatlicher Hand, und dort hat es nie solche chaotischen Verhältnisse gegeben wie in NRW und hier besonders in Düsseldorf. Die Bundespolizei fordert diesen Schritt seit Langem, hoffentlich kommt jetzt Bewegung in die Sache.