Essen. Statt eines rosa Zettels sollen Praxen in Westfalen-Lippe bald verstärkt Rezepte per App ausstellen. Eine Pflicht kommt nicht vor Dezember.

Das E-Rezept kommt weiterhin nur schleppend voran. Bei der bundesweiten Einführung des „Rezepts per App aufs Handy“ sollen Praxen und Apotheken aus NRW nun aber eine Vorreiterrolle einnehmen: Ab dem Sommer sollen immer mehr Praxen aus Westfalen-Lippe dazu animiert werden, ihre Rezepte digital auszustellen. Das teilte die halbstaatliche Firma „Gematik“ am Mittwoch mit.

Frühestens im Dezember kann das E-Rezept in Westfalen-Lippe und der zweiten „Startregion“ Schleswig-Holstein dann verpflichtend werden. Die anderen Länder kommen später hinzu.

Ursprünglich sollte es bereits seit Januar eine bundesweite Pflicht geben. Wegen Kritik der Ärzteschaft wird das E-Rezept bislang nur freiwillig bundesweit getestet. Thomas Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, begrüßte den neuen Fahrplan. Technische und organisatorische Belastbarkeit müssten sichergestellt sein, bevor eine flächendeckende Nutzung festgelegt werden könne.

AOK Nordwest: Nur 90 von rund vier Millionen Rezepte kamen bislang digital an

Das E-Rezept gilt als Mammutprojekt der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Statt des rosa Zettels sollen Nutzerinnen und Nutzer einen Code aufs Smartphone erhalten, mit dem sie in der Apotheke ihr Medikament abholen können. Es gibt dabei technische Hürden: Man muss über die neueste Version der Gesundheitskarte samt PIN verfügen und ein NFC-fähiges Smartphone besitzen. Das sind Handys, mit denen man beispielsweise kontaktlos bezahlen kann. Man kann sich den Code aber auch ausdrucken lassen und in der Apotheke analog einlösen.

Bislang haben sich nur wenige Praxen an der freiwilligen Testphase beteiligt. Vorbehalte sind groß. Als ein Grund wird auch genannt, dass nicht alle Praxis-Programme die Möglichkeit dazu bieten. Bei der AOK Nordwest etwa sind seit Januar gerade einmal 90 E-Rezepte aus dem Raum Westfalen-Lippe eingegangen. Das entspricht einem Anteil von 0,002 Prozent aller rund 4 Millionen Rezepte seit Jahresbeginn.