Polen und Bulgarien erhalten kein russisches Gas mehr. Damit wächst in NRW die Sorge vor Energie-Engpässen. Pinkwart warnt von massiven Folgen.
Nach dem russischen Gas-Lieferstopp für Polen und Bulgarien wächst auch in der NRW-Industrie die Sorge vor Energie-Engpässen, die Unternehmer und Verbraucher hart treffen könnten.
„Ein Stopp hätte massive wirtschaftliche Auswirkungen zur Folge - von Schäden an Produktionsanlagen, der Unterbrechung von Lieferketten bis hin zum dauerhaften Verlust von Produktionsstandorten und guter Arbeit in NRW und Deutschland“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) dieser Redaktion im Interview. Aktuell sei die Versorgungssicherheit in Deutschland aber gewährleistet. „Die Gasflüsse sind zum jetzigen Zeitpunkt alles in allem auf einem stabilen Niveau“, so der Minister.
Energieversorger, Politik und Wirtschaft arbeiteten mit Hochdruck an der Unabhängigkeit vom russischen Gas. „Dabei haben wir auch schon sichtbare Fortschritte erzielt: Der Anteil ist in kurzer Zeit von mehr als 50 auf 35 Prozent verringert worden“, so Pinkwart. Private Haushalte müssten sich keine Sorgen machen. Ihre Gasversorgung sei „in jedem Fall gesichert“.
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Hintergrund ist, dass im Gasstreit zwischen Russland und dem Westen der Staatskonzern Gazprom seine Lieferungen nach Polen und Bulgarien einstellt. Gazprom begründete den Lieferstopp damit, dass die Unternehmen „PGNiG“ (Polen) und Bulgargaz nicht rechtzeitig, wie von Russland, verlangt, in Rubel gezahlt hätten.
Gaslieferstopp: „Energie als Waffe“ eingesetzt worden
Beim Gaslieferstopp durch Russland in Polen und Bulgarien ist nach Worten von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) „Energie als Waffe“ eingesetzt worden. Man dürfe nicht wehrlos sein, wenn dies geschehe. Entsprechend seien eine Diversifizierung und eine Erneuerung der Energie-Infrastruktur auf der Basis von erneuerbaren Energien sowie große Einsparungen nötig. „Ein Abriss der Gaslieferungen zum jetzigen Zeitpunkt würde die deutsche Wirtschaft in eine Rezession treiben.“
Die Bundesregierung sieht Russland angesichts des Stopps russischer Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien nicht mehr als verlässlichen Partner. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte am Mittwoch in Berlin, dies zeige einmal mehr, dass man sich auf Russland als Lieferant nicht verlassen könne. Die Bemühungen der Bundesregierung, sich unabhängiger von russischen Lieferungen zu machen, seien das Gebot der Stunde. „Je schneller es geht, umso besser.“
NRW-SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty erkannte zwar keine unmittelbaren Auswirkungen für Verbraucher und Industrie in NRW, mahnte jedoch: „Es macht noch einmal deutlich, dass wir schneller unabhängig werden müssen von russischem Gas.“ Mittelfristig gelinge das nur über einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien. (mit dpa)
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