Essen. Als bislang einzige Branche gilt im Gesundheitswesen nun ein Impfpflicht. Im Ruhrgebiet melden hunderte Betriebe Beschäftigte ohne Nachweis

Die Gesundheitsämter in NRW stehen vor der Mammutaufgabe, tausende Meldungen über nicht geimpfte oder genesene Beschäftigte in Pflegeheimen, Arztpraxen und Kliniken zu überprüfen.

Allein in der Stadt Düsseldorf haben 161 Einrichtungen bis Donnerstagabend mehr als 2700 Beschäftigte gemeldet. Trotz der neuen Teilimpfpflicht im Gesundheits- und Pflegewesen haben diese Menschen entweder keinen Beleg über eine vollständige Immunität gegen das Coronavirus oder kein ärztliches Attest vorgelegt. Und es könnten noch mehr werden: Weil das Landesportal, über das die Betriebe der Stadt Ungeimpfte bis zum 31. März melden mussten, in den vergangenen Tagen technische Probleme hatte, sind Nachmeldungen noch bis zum 5. April möglich.

Die Gesundheitsämter müssen nun bis spätestens Mitte Juni alle Meldungen sichten, die Betroffenen kontaktieren und über ihre Fälle entscheiden – vielfach haben Städte zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, um diese Herausforderung bewältigen zu können. Im äußersten Fall droht Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegewesen ein Betretungsverbot. Die einrichtungsbezogenen Impfpflicht gilt per Bundesgesetz seit Mitte März.

Über 1000 Meldungen allein in Essen - die Stadt hatte mit doppelt so vielen gerechnet

Auch im Ruhrgebiet könnten tausende Arbeitskräfte von möglichen Sanktionen betroffen sein. Der Stadt Essen liegen bislang 1115 Meldungen aus über 170 Betrieben vor – 435 Angaben betreffen Klinikpersonal, 287 weitere beziehen sich auf Senioren- und Pflegeheime. Beschäftigte ambulanter Pflegedienste und niedergelassener Arztpraxen machen dagegen nur einen kleinen Anteil aus. Einen ersten Blick auf die eingegangen Meldungen, zu denen die Betriebe verpflichtet waren, haben die Fachleute des Essener Gesundheitsamt bereits geworfen: „Nach einer ersten Einschätzung haben sie bei 24 ärztlichen Zeugnissen Zweifel an der Richtigkeit“, heißt es aus der Pressestelle.

Auf die hohe Anzahl der Rückmeldungen hatte sich das Essener Gesundheitsamt durchaus vorbereitet. Tatsächlich war man – gemessen an fast 50.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Gesundheitsbranche und einer angenommen Impfquote von 95 Prozent – sogar von doppelt so vielen Anzeigen ausgegangen. „Sehr erfreulich ist nach jetzigem Stand, dass die Impfquote letztlich doch viel höher war“, so die Stadt.

Bochum rechnet mit Nachmeldungen - wegen vieler Neuinfektionen

In Bochum haben 112 Einrichtungen auf insgesamt 794 ungeimpfte oder nicht vollständig immunisierte Mitarbeitende aufmerksam gemacht – in sieben Fällen liegen Atteste vor. Meldungen kamen zumeist von Pflegeheimen, aus Praxen und von ambulanten Diensten. Auch Bochum rechnet mit Nachmeldungen – da sich viele Ungeimpfte in den vergangenen Tagen und Wochen mit dem Coronavirus infiziert haben und damit durch entsprechenden PCR-Nachweis nun für drei Monate als genesen bzw. immun gelten.

Etwas besser aufgestellt scheint die Branche in Duisburg: Der Stadt sind 458 Personen aus 92 Einrichtungen ohne erforderlichen Nachweis gemeldet worden. In 14 Fällen gibt es Zweifel, ob vorgelegte Zeugnisse richtig oder echt sind.