Düsseldorf. Die gefühlten und tatsächlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf NRW: Der Innenminister findet im Landtag klare Worte.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat vor Hamsterkäufen in Apotheken aus Angst vor dem Ukraine-Krieg gewarnt. „Es besteht kein Grund, sich Jod-Tabletten zu besorgen oder sogar einzunehmen“, sagte Reul am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags.

Der Apothekerverband Nordrhein hatte zuletzt von einer sprunghaft gestiegenen Nachfrage berichtet. Offenbar decken sich immer mehr Menschen an Rhein und Ruhr mit Jod-Tabletten ein, um für die Folgen einer nuklearen Auseinandersetzung oder eines russischen Beschusses von Atomkraftwerken gewappnet zu sein.

Selbstmedikation mit Jod-Tabletten ist gefährlich

„Eine Selbstmedikation mit hochdosierten Jod-Tabletten birgt erhebliche gesundheitliche Risiken und hat aktuell überhaupt keinen Nutzen“, erklärte Reul. Das Innenministerium habe mit dieser Warnung auch noch einmal alle Kommunen sensibilisiert. Sie sollen ebenfalls darauf hinweisen, dass „das unüberlegte Hantieren mit Jod-Tabletten gefährlich sein kann“.

Die sogenannte Jod-Blockade soll die Aufnahme von Radioaktivität aus der Luft verhindern. Das Land hat für den Ernstfall nach eigener Aussage ausreichende Bestände des Medikaments eingelagert. Reul warnte jedoch vor Panikreaktionen: Man müsse reale Gefahren des Ukraine-Krieges ernst nehmen, dürfe sich aber auch nicht verrückt machen lassen: „Mit einer besonderen Gesundheitsbeeinträchtigung ist schon aufgrund der Entfernung zur Ukraine selbst dann nicht zu rechnen, wenn dort Radioaktivität aus einem Kernkraftwerk austritt.“

Lebensmittel werden nicht knapp, aber teurer

Mit Versorgungsengpässen ist in NRW dem Vernehmen nach absehbar auch nicht in der Ernährungswirtschaft zu rechnen. Die Ukraine zählt zwar zu den weltweit führenden Exporteuren von Sonnenblumen-Öl, Mais, Weizen und Raps. Hauptabnehmer sind jedoch Staaten in Nordafrika und Asien. Die Lebensmittelproduzenten in NRW verfügen hingegen über eine Vielzahl alternativer Bezugsquellen. Zudem wird hierzulande bei bestimmten Alltagswaren wie Milch, Käse, Zucker und Fleisch bislang über den eigenen Bedarf hinaus produziert.

Allerdings zeichnen sich deutliche Preissteigerungen ab, die auch die Verbraucher zu spüren bekommen werden. Seit Kriegsausbruch sind die Kosten der Bauern für Dünge- und Futtermittel, Diesel, Pflanzenschutz und Getreide in die Höhe geschossen.

Auf Bundesebene wird bereits eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik diskutiert, um die unabhängige europäische Ernährungssicherheit zu stärken. Ab 2023 sollten eigentlich vier Prozent der Landwirtschaftsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden, um die Natur zu schonen.