Essen. Die Nachfrage nach Jodpräparaten in NRW ist infolge des Ukraine-Kriegs gestiegen. Apotheker warnen vor Folgen für Schilddrüsenpatienten

Der Krieg in der Ukraine schürt bei Menschen in NRW offenbar Ängste vor einem atomaren Angriff oder den Folgen eines atomaren Unfalls. Apotheken in NRW melden, dass Jodpräparate ausverkauft seien.

„Leider wird gerade alles gekauft, was Jodid enthält“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, am Mittwoch. Hersteller und der Großhandel seien auf die große Nachfrage nicht vorbereitet gewesen. Unter den Lieferengpässen leide nun die Regelversorgung von Patientinnen und Patienten, die wegen Schilddrüsenerkrankungen Jodid benötigten, sagte Preis.

Hochdosierte Jodtabletten dienen nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) bei einem nuklearen Unfall als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse.

Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, betonte aber, dass die Jodtabletten zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen, die in den Apotheken erhältlich sind, zu gering dosiert, als dass sie im Fall eines Atomunglücks helfen könnten. Rochell riet zudem dringend davon ab, selbstständig Jodtabletten einzunehmen schützen. „Die Schilddrüse ist ein sehr sensibles Organ, das viele Stoffwechselprozesse im Körper steuert. In dieses System sollte nicht ohne Not eingegriffen werden, weil dies unerwünschte gesundheitliche Folgen haben könnte“, so Rochell.

Auch interessant

Für den Fall eines Reaktorunglücks haben die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden in den Bundesländern insgesamt rund 190 Millionen hochdosierte Jodtabletten bevorratet, die sie im Notfall an die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten ausgeben.

Schützen könne das hochdosierte Jod vor radioaktiven Stoffen nur, wenn es weder zu früh noch zu spät, sondern zum richtigen Zeitpunkt eingenommen wird, so Rochell. „Präventiv Jodtabletten einzunehmen hat keinerlei Nutzen, birgt aber gesundheitliche Risiken“, mahnte der Vorstandsvorsitzende. Er appellierte an die Menschen in NRW, keine Jodpräparate zu hamstern. (stew/dpa)