Essen. Nach dem Großbrand in Essen sehen Bauministerin und Vivawest-Chef keine Gefahr für Wohnhäuser ähnlicher Bauart. Stadt: Planung ordnungsgemäß.

Die Gespräche mit den Mieterinnen und Mietern, die alles verloren haben, und die Eindrücke von der Brandruine im Essener Westviertel haben ihre Spuren hinterlassen. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Vivawest-Chef Uwe Eichner stellen sich nach den bewegenden Begegnungen am Dienstag erstmals den Fragen der Journalistinnen und Journalisten. Zur Ursache des Infernos können aber auch sie nichts sagen.

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Nur noch ein verkohltes Gerippe: der Gebäudekomplex in Essen, der Opfer der Flammen wurde. Brandschutzexperten nehmen den Fall zum Anlass, um auf Gefahren hinzuweisen, die von wärmegedämmten Fassaden ausgehen können.
Von Matthias Korfmann und Christopher Onkelbach

„Wie hat sich der Brand so rasend schnell ausbreiten können?“ – diese Frage steht auch für Scharrenbach im Vordergrund. Die Antworten werden aber vermutlich Wochen auf sich warten lassen, bis Gutachter ihre Untersuchungen abgeschlossen haben. Je nach Ergebnis zeigt sich die CDU-Politikerin aber zum Handeln entschlossen und sagt: „Das kann eine Frage an den Gesetzgeber werden.“ Dafür brauche es aber „gesicherte Erkenntnisse“.

Großbrand in Essen- Ganzer Wohnkomplex stand in Flammen

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    Scharrenbach erinnert daran, dass NRW nach der verheerenden Brandkatastrophe 1996 am Düsseldorfer Flughafen bei der Bauordnung „sehr nachgelegt“ habe. „Wir haben ausgiebige Vorschriften für die Brennbarkeit von Materialien“, betont die Ministerin und fügt zugleich hinzu: „Das System des Brandschutzes steht ständig auf den Prüfstand.“

    Nach Essener Großbrand: Dämmstoffe geraten in den Fokus

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    Dem Immobilienkonzern Vivawest gehören 189 Wohnungen in dem um das Jahr 2015 gebauten grünen Viertel zwischen Uni und Essener City. Die moderne Bauweise sei bis heute „state of the art“, sagt Unternehmenschef Uwe Eichner. Er und Scharrenbach versuchen an diesem Vormittag, Sorgen der Menschen, die in ähnlichen Gebäuden wohnen, zu zerstreuen. „Es gibt keine Gefahr für die Nachbarschaft“, unterstreicht Eichner.

    Und man habe keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass in dem niedergebrannten Riegel minderwertiges oder falsches Material verbaut worden sei. „Die Planung war genehmigt“, so der Vivawest-Chef. Das bestätigt auch Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg: „Wir müssen davon ausgehen, dass alles ordnungsgemäß gelaufen ist.“

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    Was die Brandkatastrophe ausgelöst haben mag, untersuchen Experten. Dabei geraten auch die Dämmstoffe in den Fokus. Ministerin Scharrenbach bestätigt, dass in dem Unglücks-Gebäude nicht die brennbare Substanz Polystyrol verbaut worden sei. Seit Jahren gibt es eine Debatte um die energetische Wirksamkeit der Dämmplatten. Die gesamte Branche, darunter auch Vivawest, hat sich zunächst erfolgreich bei der Politik dafür eingesetzt, dass die Dämmschicht nicht noch dicker ausfallen muss, um den CO2-Ausstoß durch geringere Heiztätigkeit zu minimieren.