Düsseldorf. Der Innenminister sieht Brand “von außen in Gang gesetzt“. Die Bauministerin trifft Betroffene, will aber noch keine Material-Debatte.

Nach dem Großbrand in einem Essener Wohnkomplex hat in der Landespolitik eine Debatte über die möglicherweise verarbeiteten Baustoffe eingesetzt. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte am Montag vor Journalisten in Düsseldorf, das Feuer sei „sehr stark von außen in Gang gesetzt worden“. Auf die Frage, ob Dämmstoffe das Inferno begünstigt haben könnten, erklärte der Minister: „Ich bin ja kein Fachmann, deswegen halte ich mich da zurück, aber ich denke so ähnlich wie Sie.“ Zur möglichen Brandursache gebe es noch keine Hinweise.

Bauministerin sucht Gespräch mit Betroffenen

Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hielt sich mit Spekulationen über die Entflammbarkeit von Fassadenbauteilen zurück: „In Bezug auf die Brandursache werden erste Erhebungen durchgeführt. Eine Spekulation über die Brandursache verbietet sich daher. Frau Ministerin kann nur über gesicherte Erkenntnisse Auskunft geben“, erklärte ein Sprecher. Scharrenbach wird am Dienstagmorgen zusammen mit dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) und dem Vorstandsvorsitzenden des Immobilieneigentümers Vivawest, Uwe Eichner, vor Ort das Gespräch mit den vom Brand betroffenen Bewohnern suchen.

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nannte die Nachrichten aus Essen „erschütternd“ und dankte den Einsatzkräften. Der Regierungschef ließ sich am Montag während eines Besuchs in Bayern von Kufen über die Löscharbeiten auf dem Laufenden halten.

Politik diskutiert seit Londoner Hochhausbrand 2017

Spätestens seit dem verheerenden Londoner Hochhausbrand 2017 wird unter Experten und Bauministerien der Länder immer wieder über einen schärferen Brandschutz für Häuser diskutiert, in denen leicht entflammbare Dämmstoffe verbaut wurden. Aus den Reihen der Feuerwehr wurden spezielle „Brandriegel“ aus nicht brennbarem Material in jedem Stockwerk gefordert. Ob bei dem Essener Feuer eine vergleichsweise günstige Polysterol-gedämmte Fassade das Inferno begünstigt haben könnte, stand zunächst jedoch gar nicht fest.