Düsseldorf. Damit die Herkunft nicht über den Bildungserfolg entscheidet: Eine nuenStudie belegt die Erfolge des „Talentscoutings NRW“.

Erstmals haben Forscher nachgewiesen, dass die Talentförderung in NRW die Chancen von Schulabgängern aus nicht akademischen Haushalten deutlich verbessert. Experten der Uni Köln und des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung haben die Wirkung des Programms „Talentscouting NRW“ untersucht und herausgefunden, dass dadurch die Bildungsgerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler erheblich verbessert werde. Für NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) ist die Studie ein Ansporn, das im Ruhrgebiet erfundene Talentscouting „Stück für Stück“ weiter auszubauen.

Chance auf den Beginn eines Studiums nimmt zu

Die Wissenschaftler haben sich seit 2018 die Berufs- und Zukunftspläne von 1766 Abiturienten an 42 Schulen mit „sozio-kulturell benachteiligten Kindern“ angesehen und herausgefunden, dass die Talentförderung, die von der Westfälischen Hochschule angestoßen wurde, die Wahrscheinlichkeit, nach der Schule ein Studium zu beginnen, deutlich erhöht, jedenfalls bei jenen Schulabgängern, die zu eher bildungsfernen Haushalten gehören.

Hier die Ergebnisse der Studie.

Normalerweise entscheiden sich demnach 77 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten und 56 Prozent der Kinder aus nicht akademischen Familien nach der Hochschulreife für ein Studium. Das Förderprogramm erhöhte die Studien-Quote der jungen Menschen aus nichtakademischen Haushalten auf 64 Prozent. Unter den Akademikerkindern sank die Nachfrage nach einem Hochschulstudium dagegen auf 70 Prozent. Die soziale Ungleichheit nahm also signifikant ab.

70 Scouts sind im Einsatz in NRW

Das Talentscouting wird in NRW an 17 Hochschulstandorten mit mehr als 70 Talentscouts umgesetzt. Sie arbeiten mit rund 400 Schulen zusammen und beraten derzeit rund 15.000 Schülerinnen und Schüler beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung oder ein Studium bis in den Job. Bisher konnten insgesamt 30.000 Kinder und Jugendliche von diesem Beratungsangebot profitieren.

Die Studie bestätigt den Präsidenten der Westfälischen Hochschule, Prof. Bernd Kriegesmann, in seiner „tiefen Überzeugung“, dass man viel mehr junge Menschen aus bildungsfernen Haushalten für eine akademische Karriere gewinnen kann. Der Beweis, dass Bildungsgerechtigkeit durch Talentförderung möglich sei, liege nun vor. Ministerin Pfeiffer-Poensgen lobte das Programm als Mittel, um die Schere zwischen einer Bildungskarriere und der sozialen Herkunft zu schließen.

Auch aus dem Ausland kommen Talente, die entdeckt werden müssten

Die Talentförderung müsse auch bei den Zugewanderten aus dem Ausland intensiviert werden, erklärte Dr. Susanne Schultz, Expertin für Migrationspolitik bei der Bertelsmann-Stiftung, dieser Redaktion. Migranten könnten mehr als bisher dazu beitragen, den Fachkräftemangel in der Pflege und im Gesundheitswesen, aber auch im Handwerk abzumildern.