Düsseldorf. Die Landesregierung will flächige Kita-Schließungen vermeiden. SPD und Grüne rufen nach verbindlichen Tests und einem „Notfallplan“.

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat bekräftigt, dass die Kitas und die Kindertagespflege trotz steigender Infektionszahlen möglichst reibungslos weiter funktionieren sollen. „Auch in der Omikron-Welle bleibt es das Ziel, die Betreuungsangebote ohne Einschränkungen aufrecht zu erhalten und zugleich die Kinder und Beschäftigten bestmöglich zu schützen“, sagte Stamp am Donnerstag im Familienausschuss.

Prognose: Weitere einzelne Schließungen werden folgen

Der Minister geht davon aus, dass es demnächst zu weiteren Corona-bedingten Kita-Schließungen kommen werde. Flächendeckende Schließungen könnten aber immer nur das letzte Mittel sein, denn mehr Infektionsschutz bedeute oft auch weniger frühkindliche Bildung. Omikron stelle die Kindertagesbetreuung zwar vor Herausforderungen, so Stamp. „Aber wir haben eine völlig veränderte Situation im Vergleich zu vorigen Wellen, weil wir keinen vergleichbaren Anstieg bei der Hospitalisierung haben. Auch die Befürchtung vor einem höheren Risiko für Kinder hat sich nicht bestätigt.“

Im Januar bisher rund 2000 Kita-Kinder positiv getestet

Im Verlauf des Dezembers waren laut Landesregierung von den rund 10.600 Kinderbetreuungseinrichtungen 244 teilweise und 109 komplett von Schließungen betroffen. Im Januar waren es bisher 157 beziehungsweise 45, zum Beispiel in Hattingen. Insgesamt wurden 3014 Kita-Kinder und 1798 Beschäftigte im Dezember als infiziert gemeldet, im Januar bisher 1929 Kinder und 1444 Beschäftigte. Hier der Bericht für die zweite Kalenderwoche.

Was es bedeutet, Kinder in der Omikron-Welle zu betreuen, erfahren sie hier.

Grüne fragen: "Wo bleibt der Notfallplan?"

Die Opposition wirft dem Minister vor, zu wenig zu tun, um die Kitas zu schützen. „Der größte Eingriff in die frühkindliche Bildung ist eine Infektion“, sagte SPD-Familienexperte Dennis Maelzer. Er forderte eine „stärkere Verbindlichkeit des Testens“, auf die sich zum Beispiel Berlin und Niedersachsen geeinigt hätten. Josefine Paul (Grüne) wollte von Stamp wissen, wo der „Notfallplan“ bleibe. Immer mehr Erzieherinnen und Erzieher könnten Corona-bedingt nicht arbeiten.

Stamp will Kinder nicht für Test-Verweigerung der Eltern "bestrafen"

Stamp bezweifelt, dass eine stärkere Verbindlichkeit von Tests für Kita-Kinder und Beschäftigte zielführend wäre. Sie stünde wohl nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Belastungen, die die Einrichtungen damit zusätzlich bekämen. Der Minister tut sich auch „brutal schwer“ damit, Kinder von der Betreuung auszuschließen, weil Eltern sich Tests verweigerten. Man dürfe die Kleinen nicht dafür bestrafen. Viele dieser Familien würden zu Beispiel wegen Sucht oder fehlender Bildung „den Alltag nicht auf die Kette kriegen“.

Derzeit stünden allen Kita-Kindern in NRW Selbsttests zu Verfügung. Mehr als 200.000 Kleinkinder verfügten darüber hinaus über das Angebot von PCR-Pooltests. Dies entspreche laut Stamp etwa 30 Prozent der Kita-Kinder im Land.