Düsseldorf. Die Fallzahlen in Kitas steigen sprunghaft an. Ein Hoffnungsschimmer: Die Kinderimpfung beginnt in NRW noch vor Weihnachten.

Neue Zahlen zum Infektionsgeschehen an den Kitas alarmieren die Landespolitik. Die Träger fordern das NRW-Familienministerium zu Gegenmaßnahmen auf. Hoffnung macht der bevorstehende Start der Kinderimpfungen. Ein Überblick.

Wie ist die Lage in den Kitas?

Laut einem Bericht des NRW-Familienministeriums hat sich die Zahl der Corona-Infektionen bei Kita-Kindern von Oktober auf November auf zuletzt 2436 fast versechsfacht. Ähnlich entwickelte sich die Zahl beim Kita-Personal. Sie stieg von 287 auf 1789. Etwa 670.000 Kinder haben in NRW einen Kita-Platz.

Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Freien Wohlfahrtspflege forderte vom Ministerium „entschiedene Vorgaben“. LAG-Chef Frank Johannes Hensel beteuerte, die Kita-Träger unternähmen alles, um Schließungen zu vermeiden. Doch obwohl die Finanzierung von PCR-Lolli-Tests für Kinder schon zugesichert sei, scheitere deren Einsatz vielerorts an den Laborkapazitäten. „Die Selbsttestungen der Kinder durch ihre Eltern erfolgen nicht sicher und konsequent genug. Verlässliche Testungen bei den Kita-Kindern müssen unbedingt gewährleistet werden“, so Hensel.

Dennis Maelzer (SPD) kritisierte ebenfalls das Fehlen flächendeckender Pooltests: „Bisher verlassen sich alle darauf, dass Eltern morgens die Zeit haben, Kinder zu testen und das Ergebnis zurück zu koppeln.“

Das NRW-Familienministerium erklärte, dass trotz der stark steigenden Infektionszahlen aktuell weder verpflichtende Gruppentrennungen noch Einschränkungen des Regelbetriebes geplant seien. Das Land stelle allen Kita-Kindern Selbsttests zur Verfügung. Eine NRW-weite PCR-Pooltestung sei „aus Gründen der Logistik im ländlichen Raum und nicht ausreichender Laborkapazitäten“ ausgeschlossen. Die Kommunen können aber PCR-Tests anbieten.

Wie ist die Lage in den Schulen?

Als „sehr beherrschbar“ bezeichnet NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Lage trotz steigender Infektionszahlen unter Schülerinnen und Schülern. Sicherheitsmaßnahmen wie das regelmäßige Testen und die inzwischen auf 54 Prozent gestiegene Quote der vollständig Geimpften unter den Zwölf- bis 17-Jährigen erlaubten diese Einschätzung, sagte sie im Schulausschuss des Landtags. Nach wie vor seien die Schulen in NRW „sichere Lern- und Lebensorte“, und fast überall werde Präsenzunterricht angeboten.

Keine Schule sei in der Woche zwischen dem 29.November und dem 5. Dezember vollständig geschlossen gewesen. Unter den Lehrkräften wurden laut Gebauer zuletzt 1171 bestätigte Corona-Fälle gezählt – 161 mehr als in der Woche davor. Pandemiebedingt konnten drei Prozent der Schüler nicht am Präsenzunterricht teilnehmen (Vorwoche: 2,6). Die Schulen meldeten 17.063 Corona-Fälle unter Schülern, das entspricht 0,84 Prozent. 33.918 Schüler befanden sich in Quarantäne, in der Woche davor waren es 30.100.

Gebauer versuchte Befürchtungen zu zerstreuen, dass den Schulen bald nicht mehr genügend Antigen-Selbsttests oder PCR-Lolli-Tests zur Verfügung stehen könnten. „Wir haben sichergestellt, dass das Test-System so lange in Anspruch genommen werden kann, wie wir es benötigen“, sagte sie. „Wir sind mit Netz und doppeltem Boden ausgestattet.

Sigrid Beer (Grüne) erinnerte daran, dass zuletzt insgesamt mehr als 60.000 Schüler in NRW pandemiebedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen konnten – 8000 mehr als in der Vorwoche. Außerdem seien die Inzidenzen unter Kindern und Jugendlichen vielerorts immer noch extrem hoch.

Für Grund- und Förderschüler soll das Ergebnis von Corona-Tests bald schneller vorliegen. Ab dem 10. Januar sollen sie beim Pool-Test ihrer Klasse zusätzlich noch eine zweite individuelle „Lolli-Probe“ (Rückstellprobe) abgeben. Falle ein Pool-Test positiv aus, würden alle Rückstellproben untersucht. Die Einzelergebnisse könnten schon am nächsten Morgen vorliegen. Vorteil: Negativ Getestete könnten gleich wieder in den Unterricht.

Was sollte man zur Kinderimpfung wissen?

Eine Woche vor Weihnachten, am 17. Dezember, beginnt In den Impfstellen der Kommunen die Immunisierung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach von einer „sehr guten Nachricht“. Impfberechtigt sind in dieser Alternsgruppe etwa 1,15 Millionen Kinder. Eltern, die ihre Kinder impfen lassen möchten, können sich entweder an Kinder- und Jugendmediziner wenden oder die kommunalen Impfangebote wahrnehmen. Um die Planbarkeit für die Eltern zu erhöhen, werden bei den kommunalen Impfstellen mindestens die Hälfte der Kinderimpfungen mit Termin vergeben, so das Ministerium. Der Abstand zwischen der Erst- und der Zweitimpfung mit dem Kinderimpfstoff von Biontech sollte drei Wochen betragen.

Eine Expertin des Gesundheitsministeriums stellte klar: „Wir bieten diese Impfungen an in Abstimmung mit dem, was die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt. Aber sollte die Stiko eine Einschränkung vornehmen, werden wir trotzdem für alle Kinder die Möglichkeit schaffen, in den Impfstellen ein Angebot zu bekommen.“