Düsseldorf. HNO-Mediziner, Orthopäden und andere Ärzte dürfen impfen, viele tun es aber nicht. Thomas Eiskirch (SPD) sagt, das müsse sich ändern.
Nach Einschätzung von Thomas Eiskirch (SPD) verzichten zu viele Ärzte in NRW aufs Impfen, obwohl sie impfen könnten. „Die Pandemie betrifft die ganze Gesellschaft. Jeder Praxis, in der geimpft wird, bin ich dafür sehr, sehr dankbar. Aber leider macht bisher nur die Hälfte der niedergelassenen Ärzteschaft beim Impfen mit, obwohl auch in Praxen für Orthopädie, Gynäkologie, Radiologie und auch vielen anderen Bereichen geimpft werden dürfte. Da ist noch viel Luft nach oben“, sagte der Sprecher des Kommunalrates im Ruhrgebiet und Oberbürgermeister von Bochum dieser Redaktion.
Wenn nur die Hälfte der Ärzteschaft beim Impfen mitmache, dann gebe es keinen Grund zu sagen, Apotheker und Zahnärzte dürften das nicht tun. „Ich plädiere daher für das Impfen von A wie Apotheken bis Z wie Zahnärzte“, so der Rathauschef.
"NRW sollte Druck auf Kassenärztliche Vereinigungen erhöhen"
Das Land NRW müsse jetzt zügig auf den Bund zugehen, um schnell das Impfen in Apotheken und Zahnarztpraxen zu ermöglichen. „Zweitens muss NRW den Druck auf die Kassenärztlichen Vereinigungen so erhöhen, dass nahezu alle niedergelassenen Medizinerinnen und Mediziner ihre Impf-Möglichkeiten auch nutzen“, sagte Eiskirch weiter. Mediziner, die sich nicht beteiligten, verhielten sich weder ihren Kolleginnen und Kollegen noch der Gesellschaft gegenüber besonders solidarisch.
Der Kommunalrat ist das Gremium der elf Oberbürgermeister und vier Landräte im Ruhrgebiet.
Der Ruf nach einer Einbeziehung von Apothekern und Zahnärzten wurde am Mittwoch auch im Landtag lauter. „Wir wollen den Kreis der Impfärzte und Impfberechtigten erweitern“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) vor der Plenarsitzung in Richtung Berlin. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) begrüßte die offenbar gestiegene Bereitschaft des Bundes, „die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Zahnärzte und Apotheker ins Impfgeschehen eingreifen können“.
NRW-Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) sagte, er würde über Zahnärzte und Apotheker hinausgehen „und das auch für Veterinäre fordern und im Übrigen auch für Hebammen. Weil wir wissen, dass es gerade in der sensiblen Gruppe bei Frauen zwischen 30 und 39 nach wie vor Vorbehalte gibt. Deswegen sind hier Hebammen sicherlich eine Gruppe, die ein großes Vertrauen genießt und ich würde mich sehr freuen, wenn wir hier zu einer solchen Regelung kommen können.“
Kassenärzte sind gegen Experimente
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hatte die Pläne vor wenigen Tagen missbilligt. „Das Impfen gehört in die Hand des Arztes, nicht in die Apotheken“, meinte KVNO-Vorstand Dr. Frank Bergmann. Die Präsenz eines Arztes sei erforderlich, weil es nach der Impfung in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen kommen könne. Apotheker hätten andere Aufgaben.