Düsseldorf. Seit Dienstag gibt es keine Maskenpflicht am Sitzplatz mehr, obwohl die Corona-Zahlen steigen. Die Opposition übt scharfe Kritik.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die umstrittene Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht trotz hoher Corona-Infektionszahlen verteidigt. „Unsere Entscheidung, die Maskenpflicht an Schulen nun auch auf festen Sitzplätzen aufzuheben, ist verantwortungsvoll und angemessen“, sagte Gebauer am Freitag im Landtag.

Die Opposition warf der Ministerin vor, Infektionsrisiken zu missachten und massenhafte Quarantäne-Anordnungen in Kauf zu nehmen. „Maske ist besser als Quarantäne“, sagte SPD-Schulexperte Jochen Ott. Während NRW die Maskenpflicht mitten in der vierten Infektionswelle aufhebe, ziehe Bayern bereits wieder die Reißlinie und verpflichte ab Montag alle Schüler wieder zur Mund-Nase-Bedeckung.

Stadt Krefeld darf Maske nicht eigenmächtig beibehalten

Die SPD kritisierte, dass die Landesregierung der Stadt Krefeld sogar ausdrücklich verboten habe, stadtweit die Maske im Unterricht beizubehalten. So werde die Verantwortung auf die Kinder abgewälzt, die mehrheitlich freiwillig an der Mund-Nase-Bedeckung festhielten.

Schulministerin Gebauer verwies dagegen auf die hohe Impfquote bei Lehrkräften, die geringe Wahrscheinlichkeit einer schweren Corona-Erkrankung bei Kindern und die engmaschigen Tests in Schulen. „Das Infektionsgeschehen an unseren Schulen ist weiterhin stabil und unter Kontrolle“, sagte sie und gab sich von Kritik an der Abschaffung der Maskenpflicht unbeeindruckt: „Diese Entscheidung ist auch mutig und fordert Entschlossenheit und sicherlich auch einen klaren Kompass.“

"Wer Präsenzunterricht will, darf Sicherheitsstandards nicht runtersetzen"

Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer kritisierte dagegen, dass Schulen zur „Drehscheibe für Infektionen“ geworden seien. In einer Stadt wie Leverkusen liege die Inzidenz bei jüngeren Kindern bereits bei 545. Nach den Herbstferien sei die Zahl der landesweiten Quarantäne-Anordnungen ohnehin schon hochgeschnellt: „Wer Präsenzunterricht will, darf die Sicherheitsstandards nicht runtersetzen.“

Skeptisch äußerte sich am Rande der Landtagsdebatte auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE). „Wenn die Quarantänefälle in den Schulen wieder deutlich zunehmen, sollten auch die Schutzmaßnahmen wieder erhöht werden. Letztlich wäre die Maske die geringere Zumutung im Vergleich zum Unterrichtsausfall“, erklärte VBE-Landeschef Stefan Behlau.

Viele Schulleiter ermuntern zum freiwilligen Maske-Tragen

Seit Dienstag muss in den Schulen landesweit am Sitzplatz keine Maske mehr getragen werden. Zugleich wurde die Quarantäne-Regelung wieder verschärft: Neben dem nachweislich infizierten Schüler soll auch der unmittelbare Sitznachbar zuhause bleiben und kann sich erst nach fünf Tagen „freitesten“ lassen. Bei älteren Schülern, die im Kurssystem unterrichtet werden, gibt es meist täglich mehrere unterschiedliche Platznachbarn. Schulen dürfen keine Grundsatzbeschlüsse fassen, die vom landesweiten Wegfall der Maskenpflicht abweichen. Viele Schulleiter hatten allerdings aus Furcht vor einem erhöhten Infektionsgeschehen zum freiwilligen Maske-Tragen ermuntert.