Essen. Die SPD meldet sich in NRW als stärkste politische Kraft zurück. Besonders im Ruhrgebiet kann die Partei zulegen.

Die Bundestagswahl hat die politischen Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen spürbar verschoben. Die SPD meldet sich in ihrem einstigen Stammland als stärkste politische Kraft mit Nachdruck zurück. Besonders das Ruhrgebiet macht dabei den Unterschied. Hier holten die Sozialdemokraten am Sonntag 19 der insgesamt 20 Direktmandate, hier untermauerten sie mit 34,5 Prozent ihre Führung.

CDU verliert im Münsterland teilweise zweistellig

Die CDU kann sich zwar weiter in den ländlichen Regionen des Landes behaupten, muss aber auch dort herbe Rückschläge hinnehmen. Im traditionell „schwarzen“ Münsterland verlor sie teilweise zweistellig. Schmerzen dürfte die Partei auch, dass sie im Kampf um die großen Städte wieder deutlich an Boden verloren hat.

Kann die CDU doch nicht Großstadt?

Bei den vorangegangenen Wahlen war es insbesondere Ministerpräsident Armin Laschet, der nicht müde wurde zu betonen, dass die CDU auch Großstadt könne. Am Sonntag jedoch wurde der seit ein paar Jahren in Fahrt gekommene Zug ins Urbane jäh ausgebremst. Besonders deutlich ist das im Ruhrgebiet zu sehen. Hier verloren die Christdemokraten gegenüber der Wahl vor vier Jahren 5,2 Prozent und schnitten mit nur noch 22,1 Prozent so schlecht ab wie noch nie seit 1949.

FDP verliert gegen den Bundestrend

Doch auch in der traditionell politisch eher konservativen Landeshauptstadt Düsseldorf ging für die CDU überraschend eins der beiden Direktmandate an die SPD verloren. Und in Aachen, immerhin Heimat des CDU-Kanzlerkandidaten, nahmen die Grünen der CDU einen Wahlkreis ab.

Für die FDP hat sich die NRW-Regierungsbeteiligung an den Wahlurnen erkennbar nicht bezahlt gemacht. Vielmehr scheinen die Liberalen in den Abwärtssog ihres Düsseldorfer Koalitionspartners geraten zu sein. Gegen den eigenen Bundestrend musste die FDP, die seit vier Jahren mit der Laschet-CDU an einem Kabinettstisch sitzt, im einzigen schwarz-gelb regierten Bundesland Einbußen hinnehmen, wenn auch nur leichte.

Historisch bestes Ergebnis für die Grünen

Die Grünen holten am Sonntag dagegen ihr historisch bestes Ergebnis in NRW, blieben aber wie im Bund unter den eigenen Erwartungen. Volkspartei-Werte mit Ergebnissen um die 30 Prozent erreichten die Grünen zwar in Münster, Köln, Aachen und Bonn. Im Ruhrgebiet legte die Umweltpartei nur im Landestrend zu. Auch eine Chance auf ein grünes Direktmandat gab es hier am Sonntag nie. Ihr mit 20,6 Prozent bestes Revier-Ergebnis holten die Grünen im Wahlkreis Dortmund I, ihr schlechtestes in Gelsenkirchen (10 Prozent).

Die AfD verlor diesmal deutlich und büßte gegenüber 2017 ein Fünftel ihrer NRW-Wählerschaft ein. Dieser Trend bestätigte sich auch im Ruhrgebiet, wo die Partei bei insgesamt 8,5 Prozent landete. Ihr landesweit bestes Ergebnis erzielte die AfD in Gelsenkirchen (12,8 Prozent).

155 NRW-Abgeordnete für Berlin

Einen neuen Rekord gibt es bei der Zahl der Abgeordneten, die aus NRW in den Bundestag einziehen. Von den 155 Politikern (106 Männern und 49 Frauen) sind 64 direkt und 91 über die Landeslisten ihrer Parteien gewählt worden. 2017 waren es noch 78 Parlamentarier, die über die Liste nach Berlin zogen.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis errang die SPD in NRW 29,1 Prozent der Zweitstimmen (plus 3,2 Prozent). Die CDU verlor 6,7 Prozent und rutschte auf 26 Prozent ab. Die Grünen konnten ihr NRW-Ergebnis von 2017 auf 16,1 Prozent mehr als verdoppeln. Die FDP erreicht 11,4 Prozent (-1,7), die AfD 7,3 Prozent (-2,1). Die Linke halbierte ihr Ergebnis auf 3,7 Prozent.