Düsseldorf. Es bleibt nur wenig Zeit, bis der Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler auch in NRW greift, warnt die SPD.
Die SPD im Landtag dringt nach der Bund-Länder-Einigung über die Ganztagsplatz-Garantie ab 2026 auf einen zügigen Ausbau der Ganztagsbetreuung in NRW. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagten die Vize-Fraktionschefs Jochen Ott und Eva-Maria Voigt-Küppers am Dienstag.
Weil Räume und Personal für die erwartet hohe Nachfrage nach der Offenen Ganztagsschule (OGS) für Grund- und Förderschüler fehlten, sollte nach Ansicht der SPD möglichst noch vor Weihnachten ein Ganztagsgesetz in den Landtag eingebracht werden. Prognosen der Landesregierung und der Kommunen beschreiben einen möglichen zusätzlichen Bedarf von bis zu 200.000 zusätzlichen OGS-Plätzen im Land.
OGS ist derzeit nur "ein Provisorium", so die SPD
„Der Offene Ganztag ist derzeit hierzulande nur ein Provisorium“, so Voigt-Küppers. Art und Umfang der Betreuung seien von Schule zu Schule, von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Der notwendige Ausbau des Ganztags biete auch die Chance, zu klären, was der Ganztag leisten soll. Denn mancherorts ist die OGS „nur“ eine Betreuung, andernorts wird auch Wissen vermittelt. Ein Ganztag, der wesentlich auch auf Lernen und Bildung setzt, könne jetzt schon dazu beitragen, die vielen pandemiebedingten Wissenslücken unter Schülerinnen und Schülern zu schließen, sagte Ott. Motto: Wo Schule draufsteht, muss auch Schule drin sein.“ Wenn wir jetzt nicht massiv in die Kinder investiert werde, würde die Lernlücken noch größer“ so der Fraktionsvize.
Ruf nach Personaloffensive und bezahlter Ausbildung
Laut SPD ist eine „Personaloffensive“ und eine vergütete Ausbildung für die OGS nötig. Für die praxisintegrierte Ausbildung stünden landesweit heute nur 450 Plätze an 16 Berufskollegs zur Verfügung. Die NRW-Landesregierung setze bei der Betreuung wesentlich auf die Alltagshelferinnen und Alltagshelfer. Wenn aber der Ganztag der Schule ähnlicher werden sollte, müsse über eine andere Qualifizierung des Personals nachgedacht werden.
Der Bundestag hatte Anfang September dem Kompromiss zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule zugestimmt. Bund und Länder hatten sich zuvor nach langem Streit über die Finanzierung des Vorhabens geeinigt. Jedes Kind, das in Deutschland ab dem Schuljahr 2026/2027 eingeschult wird, soll in den ersten vier Schuljahren Anspruch auf einen Ganztagsplatz bekommen.
Viele Städte in Nordrhein-Westfalen hadern mit dem Beschluss. „Das Mindeste ist nun, dass Bund und Land den Ganztag auch vollständig finanzieren“, hatte Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, gesagt. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund befürchtet Mehrkosten in Milliardenhöhe durch den Ganztags-Vorstoß der großen Koalition.