Essen. Seit 30 Jahren läuft der Emscher-Umbau. Die Emschergenossenschaft will dem Fluss eine neue Rolle geben - und plant viele Mitmachprojekte
Nach dem drei Jahrzehnte währenden gewaltigen Umbau der Emscher von einer offenen Kloake zu einem sauberen Gewässer soll der Fluss eine neue Rolle im nördlichen Ruhrgebiet erhalten. Mit einer Bandbreite von Beteiligungsaktionen will die Emschergenossenschaft die einst so geschmähte Emscher zu einem „Mitmachfluss“ erklären und Menschen an der weiteren Entwicklung des Flusses als Anzugspunkt und Aufenthaltsort beteiligen.
„Wenn man einen Fluss so aufwendig ökologisch verbessert, wie wir das tun, kann man am Ende nicht einfach sagen: Das war es jetzt“, sagt Uli Paetzel, Chef der Emschergenossenschaft, dieser Redaktion. „Wir wollen der Bevölkerung ihren Fluss zurückgeben.“
Am 20. August erreicht der Emscher-Umbau seine entscheidende Zielmarke. Das Pumpwerk Oberhausen wird unter den Augen von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) als Deutschlands größtes Schmutzwasserpumpwerk in Betrieb genommen. Bis Ende 2021 soll die Emscher dann von ihrer Schmutzfracht befreit werden – zum ersten Mal nach mehr als 170 Jahren.
Crowdfunding-Plattform, Mitmach-Weinberg und lokale Kunstwege
Bereits im Herbst will die Emschergenossenschaft eine Reihe von Projekten anstoßen, um Anwohner und Bürgerinnen, Kinder und Vereine am Fluss teilhaben zu lassen. So sei eine Crowdfunding-Plattform geplant, über die Menschen für ihre eigenen Ideen und Projekte rund um den Fluss Unterstützung und Geld sammeln können. „Ab einer gewissen Größenordnung werden wir uns an der Finanzierung beteiligen“, sagt Paetzel zu. Allzu große Vorgaben will die Emschergenossenschaft den Ideengebern bewusst nicht machen, „aber es sollte schon einen deutlichen Emscher-Bezug haben“.
Der Abwasserentsorger will zudem einen weiteren Weinberg so anlegen, dass Anwohner und Anwohnerinnen an der Bewirtschaftung beteiligt werden können. An der Grenze von Castrop-Rauxel und Recklinghausen sollen auf zwei bis drei Hektar Fläche Reben wachsen – und die Bevölkerung darf miternten und verarbeiten. Weitere Ideen erstrecken sich über Kunstwege lokaler Kreativer entlang der Emscher bis zu Veranstaltungen auf den vier Betriebshöfe der Emschergenossenschaft, die für die Bevölkerung stärker als bislang geöffnet werden sollen.
Emscher-Chef: Beitrag zur Stärkung des nördlichen Ruhrgebiets
Paetzel sieht die Beteiligung der Bevölkerung am Emscherumbau als Beitrag, um die vom Strukturwandel besonders geprägten Städte des nördlichen Ruhrgebiets zu stärken. „Als öffentlich-rechtlicher Verband wollen wir im Sinne der Entwicklung unserer Region mehr leisten als nur die Erledigung unserer Kernaufgaben. Wir wollen Verantwortung übernehmen.“