Düsseldorf. Bestehende Regeln für Reiserückkehrer sollen laut NRW-Gesundheitsminister nicht nachgeschärft, wohl aber die Quarantänepflicht überprüft werden.

In der Diskussion über strengere Corona-Kontrollen bei Reiserückkehrern setzt die NRW-Landesregierung auf die Eigenverantwortung von Urlaubern. „Unabhängig von der Einreisetestung empfehle ich jeder Urlauberin und jedem Urlauber, sich bitte, bevor er etwa an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, zu testen und diese Testung regelmäßig zu wiederholen“, erklärte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion.

Während andere Bundesländer striktere Test- und Quarantänepflichten zum besseren Schutz vor der ansteckenden Delta-Variante fordern, hält NRW die bestehende Einreiseverordnung des Bundes für ein „austariertes Regelungswerk“. Dieses gelte es konsequent umzusetzen. „Selbstverständlich muss jede Urlauberin und jeder Urlauber damit rechnen, dass die Einhaltung dieser Regeln auch kontrolliert wird“, erklärte Laumann.

NRW-Gesundheitsminister kündigt Kontrollen der Quarantänepflicht an

Laumann kündigte daher stichprobenartige Kontrollen der 14-tägigen Quarantänepflicht von Reiserückkehrern aus sogenannten Virusvariantengebieten an. „Und unsere Gesundheitsämter werden auch stichprobenartig kontrollieren, ob die Leute in Quarantäne sind. Also, wer aus diesen Ländern nach Deutschland zurückkehrt, muss damit rechnen, dass es kontrolliert wird und dann gibt es ja auch ganz hohe Strafen, wenn man sich nicht dran hält“, sagte Laumann am Mittwoch dem Radiosender WDR5.

Laumann warb dafür, gerade auch nach dem Urlaub die landesweit 9000 Testzentren in NRW rege zu nutzen, in denen sich derzeit rund 300.000 Menschen pro Tag testen ließen. „Testen ist die beste Möglichkeit solidarisch zu sein, damit wir die Sache im Griff behalten“, betonte Laumann.

Es wäre sehr gut, wenn sich jeder Urlauber vor seiner Rückkehr an den Arbeitsplatz und zu den Arbeitskollegen testen lassen würde. Auch wenn jemand beispielsweise am Wochenende viele Kontakte hatte, wäre das gut. Das Testen sei die Brücke, bis voraussichtlich Anfang September eine hohe Impfquote erreicht werden könne.

Pflichtquarantäne für Rückkehrer aus Virusvariantengebieten

Rückkehrer aus sogenannten Virusvariantengebieten wie etwa Portugal müssen eine 14-tägige Pflichtquarantäne antreten, selbst wenn sie bereits den vollen Impfschutz haben. Bei Einreisen aus sogenannten Hochinzidenzgebieten ist eine Freitestung erst nach fünf Tagen möglich. Nur bei Einreisen aus sonstigen Risikogebieten ist eine sofortige Befreiung von der Quarantäne durch einen negativen Test möglich. Zudem gilt bei allen grenzüberschreitenden Flugreisen eine Testpflicht vor dem Abflug.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat dagegen den Bund am Dienstag aufgefordert, Reiserückkehrer strikter zu kontrollieren. „Die Testpflichten müssen eingehalten, müssen kontrolliert werden, das gilt für Busse, für Bahnen und für Flieger“, sagte Söder. Bayern will ein eigenes Konzept für eine bessere Überwachung seiner Grenzen zu Tschechien und Österreich vorlegen.

Bund hofft trotz Delta-Variante auf glimpflichen Ausgang

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kritisierte den Bund und Länder wie NRW wegen der fehlenden Nachschärfung von Regeln für Reiserückkehrer. Sie verstehe nicht, dass aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres keine Lehren gezogen würden. „Unsere Regeln für Reiserückkehrer sind viel lascher als letztes Jahr im Herbst. Und wir wissen, es hat schon letztes Jahr im Herbst nicht gereicht“, sagte Schwesig.

Die Bundesregierung geht zwar davon aus, dass in zwei bis drei Wochen fast jede Corona-Infektion in Deutschland auf die deutlich ansteckendere Delta-Variante zurückgehen werde. Durch Maßnahmen wie Testen und Impfen sowie wegen des insgesamt niedrigen Ansteckungsniveaus soll die Lage aber dennoch kontrollierbar bleiben. (mit dpa)