Düsseldorf. Rohstoff-Engpässe und explodierende Preise machen Handwerkern zu schaffen. Nächste Woche kommt es in NRW zur Krisensitzung.
Der immer bedrohlichere Mangel an Rohstoffen für das Bauhandwerk wird zum Thema eines „Materialgipfels“ der Landesregierung. Am 10. Juni werde man mit Branchenverbänden und Experten über Gegenstrategien beraten, kündigte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Mittwoch im Landtag an.
„Eine mittelbare Auswirkung der Pandemie ist die Materialknappheit, die besonders für Handwerksbetriebe gravierende Auswirkungen hat“, sagte Pinkwart. So seien etwa Dachdeckerbetriebe von aktuell hohen Holzpreisen bereits existenziell bedroht.
Nachfrage in China und den USA ist explodiert
Die explodierende Nachfrage in den USA und in China nach Baumaterialien aus Europa sorgt bei zahlreichen Gewerken an Rhein und Ruhr seit Jahresbeginn für große Probleme. Man habe seit drei Monaten eine Lage, die das Baugewerbe als Rückgrat des Handwerks in der Corona-Pandemie gefährde, sagte Frank Wackers vom Unternehmensverband Handwerk NRW im Landtag. Dachdecker, Zimmerer oder Tischler hätten seit Jahresbeginn mit Preissteigerungen bei Holz um 250 Prozent zu kämpfen. Auf dieser Basis könnten sie bei Aufträgen „keine seriöse Kalkulation mehr vornehmen“, so Wackers.
Auch Malerbetrieben fehlen plötzlich die Farben
Auch Malerbetrieben fehlten zunehmend Farben, da Grundstoffe knapp werden. Elektriker beklagten steigende Kosten für Leitungen, da Kunststoff für Ummantelungen Mangelware ist. Die Handwerksvertreter dämpfen jedoch die Erwartungen an den „Materialgipfel“ der Landesregierung. Es gebe „sehr wenig Einflussmöglichkeiten“ der Politik, sagte Wackers. Ein Exportstopp von bestimmten Materialien wird von der Bundesregierung bislang nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, da mit Gegenmaßnahmen von betroffenen Ländern zu rechnen wäre. Deutschland hat im vergangenen Jahr eine Rekordmenge an Holz exportiert. Hauptziel der Ausfuhren waren China und die USA mit ihren großen Sägewerken.
„Das Thema Materialknappheit hat das Potenzial, die gute konjunkturelle Entwicklung, die durchgängig bei Corona in den Bauhandwerken da war, ein Stück weit in Frage zu stellen“, warnte Wackers. Bislang galt die Baubranche als Stabilitätsanker der NRW-Wirtschaft, die sich in der Pandemie als überraschend robust erwiesen hat.