Düsseldorf. . Auch Kinder ab 12 Jahre sollen sich in NRW alsbald gegen Corona impfen können lassen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein mahnt zu Geduld.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will noch vor den Sommerferien möglichst vielen Schülerinnen und Schülern Impfungen gegen das Coronavirus ermöglichen. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte das Vakzin von Biontech für Kinder ab zwölf Jahren jüngst zugelassen.

"Ab dem 7. Juni werden auch die Kinder- und Jugendärzte in die Impforganisation einbezogen", teilte das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Praxen können ab kommenden Montag ebenfalls Impfdosen für Kinder- und Jugendliche ab 12 Jahren bestellen. Dafür steht der Impfstoff der Firma BioNTech zur Verfügung, der in der letzten Woche von der Europäischen Arzneimittelbehörde für diese Altergruppe zugelassen wurde, gab das Ministerium bekannt.

Corona-Impfung: Kein Sonderkontingent für Kinder und Jugendliche

Eltern, die ihr Kind entsprechend gegen Corona impfen lassen wollen, sollten Kontakt mit ihrer Kinderarztpraxis aufnehmen, rät Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein. Es könnte jedoch noch Wochen dauern, bis Kindern dann tatsächlich auch ein Impf-Termin angeboten werden könnte, sagte Bergmann am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf: "Impfstoff ist weiterhin knapp", ein Sonderkontingent sei für Kinder und Jugendliche laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nicht vorgesehen, erkärte Bergmann.

Dem aktuellen Stand liegt die Impfquote in NRW bei den Erstimpfungen inzwischen auf 46,5 Prozent, erklärte Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein. Er sagte, die Aufhebung der Impf-Priorisierung sei "kein Fehler" gewesen, es sei jedoch "misslich", dass die Impfstoff-Lieferungen derzeit nicht wie angekündigt laufen. Bundesweit waren für die laufende Woche bundesweit insgesamt 3,3 Millionen Impfdosen angekündigt worden, erklärte Bergmann: "Letztlich geliefert wurden jedoch nur 2,3 Millionen Impfdosen."

KV Nordrhein: Über 350.000 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren

Insgesamt gibt es im Bereich der KV Nordrhein 351.241 Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren, die jetzt als zusätzliche Gruppe für eine Corona-Impfung in Frage kommen werden. Auf Basis der bisher laufenden Impfungen sei es laut der KV "zu stemmen", die Hälfte dieser Kinder und Jugendlichen bis Ende der Sommerferien innerhalb der kommenden zehn Wochen mindestens einmal gegen Corona zu impfen, teilten die KVen am Mittwoch mit. Den Berechnungen nach müssten die 486 Kinder- und Jugendarztpraxen in Bereich der KV Nordrhein demnach 45 Kinder und Jugendliche je Woche impfen, dann käme man auf insgesamt 17.562 Kinder und Jugendliche je woche. Zum Vergleich: Hausarztpraxen impfen derzeit zwischen 60 bis 80 Personen, teilten die KVen mit. Aber: alles hängt davon ab, ob auch genug Impfstoff geliefert wird.

"Deutlich über 5000 Arztpraxen" führen derzeit im Bereich der KV Nordrhein Impfungen gegen Corona durch. KV-Vorstand Frank Bergmann warnte jedoch am Mittwoch vor Frust, weil die Impfstofflieferungen derzeit hinter den Ankündungen stehen. Statt etwa 330.000 angekündigter Impfdosen für die Arztpraxen im Bereich der KV Nordrhein, seien in der laufenden Woche jedoch nur 230.000 Impfdosen geliefert worden, sagte Bergmann. Bisher vereinbarte Zweitimpfungen seien gesichert, erklärte Bergmann. Im Einzelfall könne es womöglich Probleme geben, sofern Arztpraxen zu viele Erstimpfungen durchführen und es dort dadurch an Impfstoff für Zweitimpfungen fehle, sagte Bergmann.

Knapper Impfstoff: Vorerst nur noch Zweitimpfungen in den Impfzentren

Nach wie vor ist Impfstoff knapp, sagte am Mittwoch auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): „Die Impfkontingente für die Erstimpfungen in den Impfzentren sind derzeit ausgeschöpft. Wir haben die Lagerbestände seit April nahezu vollständig aufgelöst. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keinen Puffer mehr. Das bedeutet: Der vom Bund zur Verfügung gestellte Impfstoff muss mindestens bis Mitte Juni komplett für die Zweitimpfungen zur Verfügung stehen."

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Laut Laumann lassen sich deshalb in den Impfzentren über die Buchungsportale der beiden Kassenärzlichen Vereinigungen in NRW mindestens bis Mitte Juni keine neuen Termin für Erstimpfungen vereinbaren. Dennoch soll die Impfkampagne ab dem 7. Juni ausgeweitet werden. Neben den Kinder- und Jugendärzten können dann auch Betriebsärzte Impfstoff bestellen - soweit er verfügbar ist.

Impfzentren: Gut 1,7 Millionen Zweitimpfungen in den kommenden drei Wochen

Die Bundesländer erhalten im Juni pro Woche für Erst- und Zweitimpfungen fortlaufend rund 2,5 Millionen Impfdosen der Firmen BioNTech, AstraZeneca und Moderna und bislang in geringeren Mengen auch Johnson & Johnson, berichtete das NRW-Gesundheitsministerium. Beschafft werden diese Impfdosen vom Bund. NRW erhält davon etwa 530.000 Impfdosen pro Woche, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Im Ministerium geht man in den 53 Impfzentren von insgesamt rund 575.000 Zweitimpfungen in der Kalenderwoche 22 (31. Mai - 6. Juni), rund 511.000 Zweitimpfungen in der 23. Kalenderwoche (7.-13. Juni) und rund 566.000 Zweitimpfungen in der 24. Kalenderwoche (14.-20. Juni) aus.

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Unterdessen berichten Kinderärzte, in den Praxen würden derzeit die Telefone heiß laufen: Viele Eltern möchten Impf-Termine für ihre Kinder machen. Allerdings warten Kinder- und Jugendärzte noch auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut. "Für uns ist entscheidend, was die Stiko zur Impfung von Jugendlichen sagt, denn der Bundesgerichtshof hat die Stiko-Empfehlung als medizinischen Standard anerkannt", erklärte Axel Gerschlauer, Sprecher des Bezirks Nordrhein des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in NRW. (dae)

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