Düsseldorf. Eine neue Kommission soll künftig über Islam-Lehrinhalte mitentscheiden. Mit einem in der Vergangenheit unbequemen Partner.

Die Landesregierung setzt bei der Organisation des islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen wieder auf den umstrittenen Moscheeverband Ditib. Trotz einer traditionell großen personellen und finanziellen Abhängigkeit zur staatlichen türkischen Glaubensbehörde Diaynet gehört die Organisation einer neuen Kommission an, die künftig Lehrpläne für die Schulen in NRW erarbeiten soll. Die Ditib habe „die vorhandene Staatsferne jetzt auch satzungsgemäß zu verstehen gegeben“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag in Düsseldorf.

Weitere Kommissionsmitglieder entsenden das Bündnis Marokkanische Gemeinde (BMG), die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD), die Islamische Religionsgemeinschaft NRW (IRG NRW), die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD) und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ).

22.000 Schüler erhalten bereits islamischen Religionsunterricht

Nach einem aufwendigen Prüfungsprozess habe das Land Verträge mit Organisationen geschlossen, die beim islamischen Religionsunterricht staatsunabhängig und entlang der Verfassungsprinzipien arbeiten würden, versicherte Gebauer. Die Kommission ist auch für die Erteilung von Lehrerlaubnissen zuständig.

Aktuell erhalten in NRW rund 22.000 Schüler an 260 Schulen von etwa 300 Lehrern islamischen Bekenntnisunterricht. Der Bedarf ist groß. Landesweit gibt es knapp eine halbe Million Schüler muslimischen Glaubens.

Die neue Kommission ersetzt einen achtköpfigen Beirat, der seit 2012 den Aufbau des islamischen Religionsunterrichts in NRW möglich gemacht hatte. Darin waren die vier großen Islamverbände ebenso vertreten wie Experten, die von der Landesregierung benannt wurden. Das Konstrukt war von Gebauers Amtsvorgängerin Sylvia Löhrmann (Grüne) gewählt worden, da die Verfassung eine Mitwirkung der Religionsgemeinschaften an der Unterrichtsgestaltung vorsieht. Für den Islam gibt es als Ansprechpartner für den Staat bislang keine vergleichbare Vertretung wie die christlichen Kirchen.

Kleinere Islamverbände sollen besser eingebunden werden

Mit Einführung der Kommission will das Land nun auch kleinere islamische Organisationen stärker einbeziehen und die Akzeptanz des Unterrichts in der muslimischen Gemeinschaft erhöhen. Die türkische Ditib als größter Islam-Verband hatte in den vergangenen Jahren wegen zu großer Nähe zu Ankara und diverser politisch-nationalistischer Aktivitäten ihren Sitz im Beirat ruhen lassen müssen.

Die Berücksichtigung der Ditib in der Kommission ruft Skepsis hervor. Grünen-Integrationsexpertin Berivan Aymaz bezweifelte, „ob die formale Satzungsänderung auf der Landesebene alle Bedenken tatsächlich ausräumen kann“. Es sei dagegen bedauerlich, dass der Liberal-Islamische Bund bislang keine Berücksichtigung gefunden habe, so Aymaz.