Düsseldorf. Eine Dortmunder Zehntklässlerin schreibt einen Brief an die Schulministerin. Sie und ihre Mitschüler bangen um ihre Abschlüsse.

Viel ist in diesen Tagen von den Abiturienten, die Rede, die unter schwierigen Bedingungen geprüft werden. Vor ihren Abschlüssen stehen aber auch die Schüler der 10. Klassen, und ihre Probleme sind keinesfalls kleiner als die der älteren Schüler. Zu denen, die tief verunsichert sind, gehören Maryam Kannouj aus der 10. Klasse der Anne-Frank-Gesamtschule in Dortmund und ihre Mitschüler. Maryam hat einen Brief an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) geschickt, der dieser Redaktion vorliegt.

"Unglaublich viel Lernstoff verpasst"

„Wir haben während der Pandemie unglaublich viel Lernstoff verpasst. Dennoch will man uns in eine zentrale Prüfung schicken“, erklärt die 16-Jährige am Telefon. „Wir möchten, dass die Zentrale Prüfung ZP10, die am 19. Mai beginnt, vereinfacht geschrieben wird.“ Die Gesamtschüler haben Angst, dass ihnen nun „die Zeit davonrennt“ und die Politik nicht auf ihre Sorgen reagiert.

Hier Auszüge aus Maryams Brief, den sie im Auftrag von Dutzenden Mitschülern an die Schulministerin geschickt hat:

Lob für das Engagement der Lehrer

„...Der sich immer verändernde Unterricht und das Lernen im Distanzunterricht ist nicht nur psychischer Stress für alle, sondern der Gedanke an die bevorstehende ZP10 macht uns große Angst. Wieder und wieder fragen wir uns, was geschehen wird, wenn wir nächste Woche wieder weiter im Distanzunterricht auf dem Stuhl zu Hause verbringen, den halben Tag auf einen Bildschirm starren und versuchen, irgendwas mitzunehmen und uns den ganzen Stoff selber beizubringen. Die Lehrer leisten tolle Arbeit. Sie versuchen uns in jeder Hinsicht zu unterstützen, aber für viele ist dies nicht genug.

Die Zukunft steht auf dem Spiel, nicht nur jedes einzelnen Schülers, sondern auch die des Landes. Der Druck kann den Schülern nicht zugemutet werden, daher liegt unser Anliegen darin, dass es eine Vereinfachung der zentralen Prüfung am Ende der 10. Klasse gibt. Mit der Vereinfachung ist gemeint, sie nicht zentral gestellt zu bekommen, sondern jeweils von den Klassenlehrern. Für die Schüler des 10. Jahrgangs wäre es eine große Hilfe, da unsere Lehrer uns durch die Coronapandemie begleitet haben und sehr gut einschätzen können, welches Wissen wir uns aneignen konnten...“

Elternprotest gegen die ZP10

Vor einem Monat hatten Eltern im Landtag gegen die Mittelstufenprüfung protestiert. Die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW (Leis) überreichte damals den Fraktionen unmittelbar vor der Landtagsdebatte über die Coronamaßnahmen rund 5000 Protestbriefe von Eltern gegen die geplanten Abschlussprüfungen für Zehntklässler (ZP10). Der Verband findet es unfair, die Jugendlichen unter aktuell schwierigsten Bedingungen in eine zentrale Prüfung zu schicken und fordert eine Rückkehr zur Regelung im vergangenen Jahr mit Prüfungen nach dem Ermessen der einzelnen Schulen oder mit Endnoten, die die bisher erbrachten Leistungen abbilden.

Unterstützt wird der Protest von der Landeselternkonferenz (LEK), die ebenfalls sagt, ZP10-Prüfungen in einem chaotischen Jahr seien ungerecht.