Essen. Sahra Wagenknecht ist von den NRW-Linken für die Bundestagswahl nominiert worden. Zweiter Listenplatz geht an Matthias W. Birkwald.

Mit Sahra Wagenknecht und Matthias W. Birkwald als Spitzenduo geht die nordrhein-westfälische Linke in die Bundestagswahl. Die Landesliste, über die rund 200 Delegierte am Samstag online abgestimmt hatten, wurde durch die schriftliche Schlussabstimmung per Urnenwahl bestätigt. Damit ist das Ergebnis rechtssicher. 144 Delegierte haben demnach mit Ja, 50 mit Nein gestimmt. Laut Mitteilung der Partei vom Dienstag gab es zudem drei Enthaltungen und eine ungültige Stimme.

Für die Kandidatur der früheren Bundestagsfraktionsvorsitzenden der Linken auf dem ersten Platz der NRW-Liste hatten sich am Samstag online mehr als 60 Prozent ausgesprochen. „Ich freue mich auf einen engagierten Wahlkampf mit einer starken Linken“, hatte die 51-jährige Wagenknecht danach erklärt. Auf den zweiten Listenplatz war der Bundestagsabgeordnete Matthias W. Birkwald mit knapp 85 Prozent der Stimmen gewählt worden. Den dritten Listenplatz konnte Sevim Dagdelen aus Bochum behaupten.

Wagenknecht setzte sich gegen zwei Gegenkandidatinnen durch

Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht war trotz heftiger innerparteilicher Kritik an ihrem neuen Buch bereits am vergangenen Wochenende erneut zur Spitzenkandidatin der NRW-Linken für den Bundestag nominiert. Bei einer Kampfabstimmung um Platz 1 der Aufstellungsversammlung in Essen erhielt sie 127 Stimmen, wie die Versammlungsleitung am Samstag mitteilte. Das entspreche 61 Prozent. Nach den Abstimmungen über die Plätze muss die gesamte Liste von den Vertretern noch gewählt werden.

Wagenknecht hatte überraschend gleich zwei Gegenkandidatinnen bei ihrer Bewerbung um den Spitzenplatz in Nordrhein-Westfalen. Zuvor war nur eine Konkurrentin bekannt. Eine junge Klimaaktivistin, die überraschend ebenfalls kandidierte, übte scharfe Kritik an Wagenknecht. Ein Antrag, eine einstündige Debatte zu führen und damit die Tagesordnung zu ergänzen, wurde eingangs mehrheitlich abgelehnt. Es wurden Fragen ausgelost, denen sich die drei Bewerberinnen stellen mussten.

Kontroverse um Wagenknechts Buch „Die Selbstgerechten“

Die frühere Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag wehrte sich erneut gegen die heftige Kritik. „Mein Buch rechnet nicht mit der Linken ab“, sagte sie bei ihrer Bewerbung um den Spitzenplatz. Ihr Buch sei ein Vorschlag für eine stärkere Linke. Was nicht gehe, sei, dass mit aus dem Zusammenhang gerissenen und teils auch verfälschten Zitaten ein Zerrbild ihres neuen Buches vermittelt werde. So sollte man nicht miteinander umgehen, unterstrich Wagenknecht in Essen.

Wie der „Spiegel“ am Freitag mit Berufung auf Mitglieder des Parteivorstands berichtet hatte, forderten mehrere Linken-Politiker Wagenknecht unmittelbar vor der NRW-Aufstellungsversammlung zum Verzicht auf ihre erneute Bundestagskandidatur auf. Dem Bericht zufolge werten mehrere Mitglieder des Parteivorstands, darunter auch der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat, das Buch „Die Selbstgerechten“ als eine Art Generalabrechnung mit der Partei. (dpa)