Essen. Laut AOK Nordwest ist die Zahl bestimmter stationärer Notfallbehandlungen in der zweiten Welle zurückgegangen. Das gebe Anlass zur Sorge.
Auch in der zweiten Corona-Welle haben Menschen in akuten Notfällen offenbar vermehrt das Krankenhaus gemieden. Zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 ist die Zahl bestimmter stationärer Notfallbehandlungen erneut zurückgegangen, berichtet die AOK Nordwest unter Berufung auf ihren Krankenhausreport 2021.
Demnach sind bei der AOK Nordwest die stationären Schlaganfall-Eingriffe zwischen Oktober und Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent zurückgegangen. Fallzahlen bei Herzinfarkten sind um acht Prozent gesunken. Die Rückgänge sind zwar weniger dramatisch als in der ersten Pandemiewelle (18 und 23 Prozent), die Krankenkasse ist dennoch alarmiert.
AOK-Chef appelliert an Erkrankte: Bei Notfallsymptomen den Notruf wählen!
Die Entwicklung gebe Anlass zur Sorge, sagte der AOK-Vorstandsvorsitzende Tom Ackermann am Dienstag. „Wir appellieren dringend an die Bevölkerung, bei Notfallsymptomen auch unter den Bedingungen der Pandemie nicht zu zögern und umgehend den Notruf zu wählen.“
Laut Versicherung sind in der zweiten Welle insgesamt etwas weniger Betten freigeblieben als im Frühjahr 2020. Trotz höherer Infektionszahlen seien rund 19 Prozent weniger Versicherte in den Kliniken behandelt worden als im Vorjahreszeitraum. In der ersten Welle lag der Rückgang der Gesamtfallzahlen noch bei über 27 Prozent.
Report zeigt Rückgang bei „ambulant-sensitiven“ Behandlungen
Bemerkenswert aus Sicht der Kasse ist die Entwicklung bei Erkrankungen, die nicht zwingend im Krankenhaus behandelt werden müssten. Beispielhaft für diese sogenannten ambulant-sensitiven Behandlungen hat die AOK Nordwest Klinik-Fallzahlen zur Herzinsuffizienz ausgewertet. Sie sanken in der ersten Pandemiewelle (März bis Mai 2020) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27 Prozent, im Sommer lag der Rückgang bei sieben Prozent und in der zweiten Pandemiewelle erneut bei 19 Prozent.
Ackermann vermutet darin einen Hinweis auf eine stationäre Überversorgung dieser Patientengruppen. „Es wird sich zeigen, ob die Corona-Pandemie in diesem Bereich der Versorgung eventuell einen dauerhaften Strukturwandel befördert“, so der AOK-Nordwest-Chef.
Männer erleiden laut Report eher einen schweren Covid-19-Verlauf
Die AOK hat auch Daten zur Coronabehandlung in den Kliniken ausgewertet. Stationär behandelte Covid-19-Patienten haben demnach weiterhin eine hohe Sterblichkeitsrate von 14 Prozent. Besonders betroffen sind beatmete Patienten. Hier liege die Mortalität bei 54 Prozent, so die AOK Nordwest.
Männer seien häufiger von einem schweren Verlauf der Erkrankung betroffen als Frauen: 66 Prozent der Patienten mit Beatmung waren Männer. Das durchschnittliche Alter der Covid-19-Patienten in Kliniken in Westfalen-Lippe liegt bei 62 Jahren, das der Beatmeten bei 68 Jahren. (stew)