Düsseldorf. Verwirrung um den angekündigten Pilotversuch zum „sicheren“ lokalen Öffnen: Nach welchen Kriterien wählt das Land die Städte dafür aus?
Dutzende Kommunen und Kreise in Nordrhein-Westfalen wollen am Modellprojekt für lokale Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen teilnehmen. Auf unterschiedlichsten Wegen erreichten die Landesregierung zurzeit Interessenbekundungen, bestätigte ein Sprecher des zuständigen NRW-Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart (FDP) am Freitag. Zurzeit werde aber erst noch ein Kriterienkatalog für die Teilnahme erarbeitet. Eine Entscheidung über teilnehmende Kommunen sei noch nicht gefallen. Auch ein genaues Startdatum sei bislang nicht festgelegt worden.
Der Kölner Stadt-Anzeiger hatte am Freitag unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, Aachen, der Kreis Warendorf, Winterberg und Köln gehörten zu den ausgewählten Modellkommunen. Das hatte landesweit für Verwunderung gesorgt. In Bonn etwa fragte man sich, wie genau das Bewerbungsverfahren des Landes überhaupt aussehen soll. Auch die Landeshauptstadt Düsseldorf wäre gern dabei.
Mit dem digitalen Tagesticket in die Gastronomie
Bei dem Pilotversuch soll lokal ein sicheres Lockern der Corona-Schutzmaßnahmen erprobt werden. So könnten Bürger nach einem negativen Corona-Test ein digitales Tagesticket für den Einzelhandel oder Besuche von Sportstätten, Kinos, Theatern und Außengastronomie erhalten. Flankiert werden sollen diese Öffnungsschritte durch eine bessere digitale Nachverfolgung von möglichen Infektionsketten.
Ähnliche lokale Lockerungskonzepte, wie sie bereits in Köln oder Essen geplant werden, bleiben von dem Landesprojekt offenbar unberührt. Köln hat ein digitales Zertifikat mit einer Schnittstelle für die Kontaktnachverfolgung für den Besuch von Friseuren, Zoo oder Museen entwickelt und will damit am 6. April starten. Essen möchte erproben, wie die Gastronomie private Feiern corona-konform ausrichten könnte.
Laschet: "Wir brauchen Tübingen überall"
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Mittwoch im Landtag angekündigt, dass NRW „sehr schnell nach Ostern“ zeitlich befristete Modellprojekte möglich machen wolle. Vorbild sei Tübingen in Baden-Württemberg, wo schon länger mit einer umfangreichen Teststrategie Alternativen zum harten Lockdown gesucht werden. Laschet lobte den lange hochumstrittenen Lockdown-Kritiker Boris Palmer von den Grünen als „couragierten Oberbürgermeister“ und forderte: „Wir brauchen Tübingen überall.“
Abgerückt ist die Landesregierung offenbar von der „Luca-App“ zur Kontaktnachverfolgung. Laut „Rheinische Post“ soll nun vielmehr mit der Start-Up-Szene in NRW zusammengearbeitet werden. Laschet hatte sich vor einigen Wochen für die „Luca-App“ ins Zeug gelegt und persönlich mit dem Sänger Smudo von den Fantastischen Vier telefoniert, der an der Entwicklung beteiligt war.