Düsseldorf. Die Unterrichtsbedingungen sind unterschiedlich. Unter diesen Umständen dürfe es keine zentralen ZP10-Prüfungen gebe, sagen Eltern.

Die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW (Leis) überreichte am Mittwoch den Fraktionen unmittelbar vor der Landtagsdebatte über die Coronamaßnahmen rund 5000 Protestbriefe von Eltern gegen die geplanten Abschlussprüfungen für Zehntklässler (ZP10). Der Verband findet es unfair, die Jugendlichen unter aktuell schwierigsten Bedingungen in eine zentrale Prüfung zu schicken und fordert eine Rückkehr zur Regelung im vergangenen Jahr mit Prüfungen nach dem Ermessen der einzelnen Schulen oder mit Endnoten, die die bisher erbrachten Leistungen abbilden.

„Das NRW-Schulministerium tut leider so, als sei die Pandemie schon vorbei“, sagte Leis-Vorsitzender Ralf Radtke dieser Redaktion. Die Unterrichtsbedingungen in den jetzigen 10. Klassen seien zwischen den einzelnen Schulen in NRW nicht vergleichbar, so der Elternverband.

Unterschiede von Klasse zu Klasse

Bereits im 2. Halbjahr des Schuljahres 2019/2020 hätten einige Schüler keinen richtigen Fachunterricht mehr gehabt. In anderen Schulen habe man sich schneller auf die Coronabedingungen eingestellt. „Sogar innerhalb einzelner Schulen ist der Unterschied in der Beschulung des letzten Jahres, von Klasse zu Klasse, so gravierend, dass wir nicht mehr von fairen Prüfungsbedingungen ausgehen können“, so Radke.

Im Distanzunterricht hätten manche Schüler wöchentlich Aufgabenblätter erhalten, ohne diese korrigiert zu bekommen. Andere hätten vollen Unterricht über digitale Medien gehabt. „Die Ausgangslage ist dermaßen uneinheitlich, dass einheitliche Klausuren nicht fair gestaltet werden können, egal wie der Unterricht bis zu den zentralen Abschlussprüfungen gestaltet wird. Diese Prüfungen zählen zu 50 Prozent zu den Abschlussnoten, die über den weiteren Bildungsverlauf entscheiden. Die Pläne der Landesregierung, an der Mittelstufenprüfung festzuhalten, blockiere den Bildungsweg vieler Jugendlicher.

Tausende Briefe besorgter Eltern

Der Elternverband hatte in den vergangenen Wochen tausende Briefe von besorgten Familien erhalten, die am Mittwoch im Landtag überreicht wurden. Unterstützt wird der Protest von der Landeselternkonferenz (LEK), die ebenfalls sagt, ZP10-Prüfungen in einem chaotischen Jahr seien ungerecht. Die Schüler verdienten die „Anerkennung eines erfolgreichen Abschlusses ohne Prüfungsdruck“, weil der Distanzunterricht von stark unterschiedlicher Qualität gewesen sei.

Die LEK reibt sich auch daran, dass die Entscheidung über die ZP10 erst Ende April im Schulausschuss des Landtags getroffen werden soll und damit kurz vor den anstehenden Prüfungen. „Das ist spät, Schulen und Schüler brauchen jetzt Planungssicherheit!“, betonte die LEK. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) solle den Lehrkräften eine Beurteilung ihrer Schüler ohne Prüfung zutrauen.