Düsseldorf. Der Ministerpräsident will eine „historische Debatte“ über 2036 und glaubt, dass die Bürger-Befragung „mit Begeisterung Ja“ sagt.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat die Olympia-Pläne der Rhein-Ruhr-Region bekräftigt. „Ich will für diese Bewerbung weiterkämpfen“, sagte er am Mittwoch in einer „Aktuellen Stunde“ des Landtags. Nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) in der vergangenen Woche eine Vorentscheidung zugunsten von Brisbane als Austragungsort der Sommerspiele 2032 getroffen hatte, befürwortet Laschet eine alternative NRW-Kandidatur um die Wettkämpfe 2036. Das Datum ist historisch belastet, weil 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin eine deutsche Ausrichtung international als schwer vermittelbar gilt. „Gerade 100 Jahre nach den Berliner Spielen wäre es doch ein Signal, in die multikulturellste Region in ganz Europa zu gehen“, so der Ministerpräsident. Das erfordere eine „historische Debatte“.

Laschet will der Welt zeigen, dass auch Demokratien Großevents können

Laschet erhofft sich von dem Festhalten an der Bewerbung eine Vorbildfunktion: „Wir müssen der Welt zeigen, dass nicht nur Diktaturen Fußball-Weltmeisterschaften ausrichten können, dass nicht nur Staaten wie Katar so etwas durchsetzen können, sondern dass Demokratien mit Volksentscheid, mit Rückendeckung der Menschen in der Lage sind, sportliche Großereignisse auszurichten.“ Der Ministerpräsident ließ offen, ob die Bürger in den 14 beteiligten Städten parallel zur Bundestagswahl im September oder erst mit der Landtagswahl im Mai 2022 um ihre Meinung zum Festhalten an Olympia-Plänen gebeten werden. Laschet zeigte sich zuversichtlich, die Rückendeckung zu bekommen: Man werde „sich wundern, mit welcher Begeisterung die Menschen hier Ja sagen werden“.

SPD-Opposition hält 2036-Idee für "geschichtsvergessen"

SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty warnte dagegen vor einer vorschnellen Bürger-Befragung. Die Aussichten auf eine Ausrichtung seien durch die IOC-Vorentscheidung für Brisbane derart ungewiss geworden, dass die Menschen in NRW eher ablehnend einer Weiterverfolgung der Bewerbungspläne gegenüber stehen könnten. Mit einem negativen Votum mache man dann sportliche Großveranstaltungen über Jahrzehnte in NRW unmöglich.

Von einer Bewerbung um die Spiele 2036 hält Kutschaty nichts: „Das ist ein verdammt problematisches Jahr. Das ist geschichtsvergessen.“  Ähnlich hatten sich bereits der für Sport zuständige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der Präsident des Deutschen-Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, geäußert. Kutschaty warf Laschet vor, die Hausaufgaben für einer erfolgreiche 2032-Bewerbung nicht gemacht zu haben. Grünen-Fraktionschefin Josefine Paul sprach von einem „olympischen Debakel“. Der Traum sei auch deshalb geplatzt, weil gegenüber den Bürgern nicht rechtzeitig „klare Verhältnisse zu den Kosten“ geschaffen worden seien.