Düsseldorf. Mit einem Studiengang für islamische Geistliche wollen CDU und FDP in Moscheen mehr Unabhängigkeit von radikalen Einflüssen bekommen.

Die schwarz-gelbe Regierungskoalition von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) plant den Aufbau einer regulären Ausbildung von islamischen Geistlichen in Nordrhein-Westfalen. Es werde angestrebt, „dass Imame hier bei uns eine akademisch-theologische Ausbildung erhalten, die sie befähigt, die mit dem religiösen Amt verbundenen vielfältigen Aufgaben angemessen im Haupt- wie im Nebenamt wahrzunehmen“, heißt es in einem Antrag der Landtagsfraktionen von CDU und FDP für die Plenarsitzung in der kommenden Woche, der unserer Redaktion vorliegt.

Zunächst sollen Studienangebote am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) der Universität Münster erweitert werden. Dort lassen sich bereits seit zehn Jahren Islamlehrer für den Schulunterricht ausbilden. Die Landesregierung soll sich mit dem Bund über Imam-Förderprogramme verständigen. Inhaltlich ist eine Abstimmung mit Islam-Verbänden und Moscheegemeinden zwingend. Die Verfassung gewährt Religionsgemeinschaften ein Selbstbestimmungsrecht über ihr Personal.

Beitrag zum Kampf gegen radikalen Islamismus

CDU-Fraktionsvize Marcus Optendrenk betrachtet den Vorstoß als Beitrag „im Kampf gegen radikalen Islamismus und einen übergroßen ausländischen Einfluss“. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei es wichtig, dass Imame die Lebenswirklichkeit der jungen, oft in Deutschland geborenen Muslime kennen und verstehen.

In den NRW-weit rund 1000 muslimischen Gotteshäusern predigen bislang fast ausschließlich Geistliche, die im Ausland ausgebildet wurden. Eine wichtige Rolle spielt die türkische DITIB, die an das staatliche Präsidium für Religiöse Angelegenheiten in Ankara (Diyanet) angebunden ist. Es gibt allein in NRW rund 300 Ditib-Gemeinden. Immer wieder hatten Freitagspredigten einzelner Imame Irritationen ausgelöst, weil türkischer Nationalismus oder extremistische Positionen vertreten wurden.

Suche nach einem auskömmlichen Einkommen für Imame

„Imame, die zusammen mit uns in Deutschland leben, werden auf der Basis des Grundgesetzes ausgebildet“, betonte FDP-Religionsexperte Stephan Paul. Unklar ist noch, wie sich die Geistlichen auf Dauer unabhängig von ausländischem Einfluss finanzieren sollen. NRW will mit dem Bund mehrere Einsatzmöglichkeiten in Seelsorge und Lehre prüfen, um „ein auskömmliches Einkommen zu ermöglichen“. Bislang sind viele Moscheegemeinden darauf angewiesen, dass große internationale Organisationen oder andere Staaten ihren Imam bezahlen. Der Geistliche ist in der Regel oberster Repräsentant der Gemeinde und wichtigste Vertrauensperson für Glaubensfragen und Alltagssorgen.