Düsseldorf. Vertrag des Landes mit Brockhaus wirft Fragen auf. Ist der Deal angesichts frei zugänglicher Alternativen zeitgemäß? Grüne haken nach.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gerät in Erklärungsnöte, weil das Land eine Drei-Jahres-Lizenz für ein Paket des Online-Nachschlagewerkes von „Brockhaus“ kaufen und dafür 2,6 Millionen Euro bezahlen will. In sozialen Netzwerken sorgt dieser Vertrag seit Tagen für Erheiterung. Die Frage steht im Raum, ob man heutzutage so viel Geld für einen Service bezahlen muss, obwohl es Alternativen wie Wikipedia gibt, die nichts kosten.

Die Plattform „netzpolitik.org“ findet, der Brockhaus-Deal sei „etwas aus der Zeit gefallen und weder didaktisch noch wirtschaftlich nachaltig“. Wenn es darum gehe, Schülern das Recherchieren beizubringen, sei dies der falsche Weg, den die Jugendlichen hätten nach der Schule keinen freien Zugriff mehr auf dieses Werk. Der „Lebenswirklichkeit“ der Schüler entspreche eher eine Recherche mit Google, YouTube und Wikipedia.

Grüne: "Das Kinder-Lexikon ist längst frei zugänglich"

Die Grünen im Landtag nehmen den Vertrag zum Anlass, der Ministerin mehrere Anfragen vorzulegen, unter anderem zum Datenschutz, zu Nutzungsrechten im Unterricht und möglichen Folgekosten.

„Die Ministerin verkündet einen Brockhaus-Deal, der viele Fragen provoziert. Das Kinder-Lexikon ist längst frei zugänglich. Werden von der Lizenz Arbeitsmaterialien erfasst, und wenn nein, warum nicht?", sagte Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landesparlament. Es bleibe ein Geheimnis des Schulministeriums, warum über eine vorhandene Schnittstelle der Zugang nicht direkt in die Lernplattform „Logineo“ eingebunden worden sei.

Schulministerium: "Kinder benötigen objektive Inhalte"

Das NRW-Schulministerium erklärt, der Vertrag sei Teil einer „Fortbildungsoffensive“. Das Online-Nachschlagewerk umfasse die Enzyklopädie, ein Jugend- und Kinderlexikon und sei damit „der umfassendste fachlich betreute lexikalische Bestand im deutschsprachigen Raum“. Kinder und Jugendliche benötigten objektive Inhalte zum Lernen.

„Damit wird digitales Lernmaterial angeschafft, das die Schulbiographie der Schüler von Lernanfängern bis zur Oberstufe begleiten und das in allen Unterrichtsfächern und fächerübergreifend eingesetzt werden kann“, so das Ministerium. Neben Informationstexten, Bildern, Grafiken und Karten enthalte das Brockhaus Online-Nachschlagewerk auch Audio- und Videodateien. Eine Integration in die Plattform „Logineo“ sei geplant.