Düsseldorf. Bisher waren die Folgen der Coronakrise für viele Handwerker noch zu ertragen. Aber jetzt geht es ans Eingemachte, warnt ihr Verband.

Bisher sei das Handwerk in NRW im Vergleich zu anderen Branchen noch recht glimpflich durch die Coronakrise gekommen. Der aktuelle Lockdown aber treffe viele Firmen empfindlich, sagte Andreas Ehlert, Präsident des Dachverbandes Handwerk NRW, zum Jahresauftakt. „Die Lage ist besonders in vielen kleineren Betrieben prekär, die Stimmung kippt ins Negative“, warnte er.

„Etwa ein Fünftel unserer Betriebe hat massive Probleme, die anderen stehen stabil da“, so Ehlert. Der Bauwirtschaft gehe es zum Beispiel im Schnitt immer noch „ziemlich gut“, vielen Friseuren, Kosmetikern, dem KfZ-Handwerk und Messebau-Handwerkern „ziemlich schlecht“.

Umsatzrückgang: vier Prozent. Ausbildung: minus acht Prozent

Im Gesamthandwerk zeichne sich für das Jahr 2020 ein Umsatzrückgang von etwa vier Prozent ab. Die Zahl der Beschäftigten dürfte dank des gut funktionierenden Arbeitsmarkt-Instrumentes Kurzarbeit um nur rund drei Prozent sinken. Bei der Ausbildung falle der Rückgang mit etwa acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr moderater aus als erwartet. Die Duale Ausbildung biete Interessierten nach wie vor „hervorragende Perspektiven“, betonte der Handwerkspräsident.

Die schnellere Bewilligung und Auszahlung von staatlichen Überbrückungshilfen steht ganz oben auf der Wunschliste der Handwerksbetriebe. Viele Firmen steckten derzeit in der „Liquiditätsfalle“, weil die Hilfen sehr spät ankämen und das Antragsverfahren viel zu komplex sei. Friseure würden sogar für ihren Fleiß und ihre Überstunden unmittelbar vor dem Lockdown „bestraft“, weil sie jetzt im Lockdown keine Umsatzrückgänge nachweisen könnten.

"Impfkampagne ist die beste Wirtschaftspolitik"

Große Hoffnungen setzt Ehlert in die Impfkampagne („Sie ist die beste Wirtschaftspolitik“) und in die Verbreitung von FFP2-Masken. Im Zuge der bevorstehenden Verhandlungen über eine Verlängerung des Lockdowns und über eine Verschärfung der Coronamaßnahmen ​wünscht sich der Verband von der Politik eine „offene und ehrliche Diskussion“ darüber, wo die hohen Infektionszahlen herkommen. In Branchen, die nicht zu hohen Fallzahlen beitragen, müsse das Wirtschaftsleben wieder in Gang kommen.