Essen. Nahverkehr zum Nulltarif stößt in Deutschland auf breite Akzeptanz. 72 Prozent der Befragten sind laut einer Studie dafür.

Nahverkehr zum Nulltarif für Fahrgäste – das findet eine große Mehrheit in Deutschland gut. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Stiftung Mercator geförderte Studie des Essener Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Demnach sprechen sich 72 Prozent der Befragten für einen kostenlosen ÖPNV aus.

https://www.waz.de/politik/landespolitik/neuer-plan-so-soll-der-oepnv-im-revier-endlich-besser-werden-id229209512.htmlDamit stößt diese Maßnahme auf deutlich mehr Akzeptanz als viele andere Vorschläge zur Eindämmung des Autoverkehrs wie etwa der Ausbau von Radwegen auf Kosten von Pkw-Parkplätzen. Müssten sie dafür nichts bezahlen, würden die Befragten nach eigenen Angaben im Durchschnitt mehr als dreimal so häufig mit Bus und Bahn fahren. Die RWI-Forscher betonten, dass ein kostenloser Nahverkehr nicht automatisch zu weniger Autoverkehr führe. Das zeigten Erfahrungen aus Städten, die einen ÖPNV zum Nulltarif eingeführt hatten.

Keine automatische Verringerung des Autoverkehrs

„Die Befragung zeigt, dass ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr vielen Menschen in Deutschland attraktiv erscheint und zu einer deutlich höheren Nutzung des ÖPNV führen könnte“, sagte Studien-Autor Mark Andor vom RWI. Allerdings führe ein kostenloser ÖPNV voraussichtlich kaum zur Verringerung der Autonutzung und habe seinen Preis in Form entgangener Einnahmen. Andor: "Für die Kosten müssten die Steuerzahler aufkommen.“

https://www.waz.de/politik/landespolitik/wird-der-nahverkehr-zum-grossen-verlierer-der-krise-id228846191.htmlDie in der Studie ausgewertete Befragung unter 7000 Haushalten fand bereits im Jahr 2018 statt. Eine erneute Befragung im Jahr 2019 unter gut 3000 Haushalten kommt den Angaben zufolge zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Seit Beginn der Corona-Pandemie im März dieses Jahres sind die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen landesweit teilweise stark eingebrochen.