Düsseldorf. Die ganze Klasse in Quarantäne und nach fünf Tagen “freitesten“ -- Bund und Länder haben das vereinbart. Es klappt aber noch nicht.

Die zwischen Bund und Ländern verabredete neue Fünf-Tage-Quarantäne für Schüler kommt in NRW derzeit offenbar nicht zur Anwendung. Noch immer werden Kinder, die Kontakt zu einem Covid 19-positiv getesteten Mitschüler hatten, in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Eigentlich sollen positiv getestete Schüler mit ihrer ganzen Klasse ab Dezember umgehend in eine fünftägige Quarantäne geschickt werden. Wer danach negativ getestet wird, darf zurück in die Klasse.

„Nach meinem Kenntnisstand ist bisher die 14-Tage-Quarantäne in NRW üblich“, sagte Martin Sina, Leiter der Rheinischen Direktorenvereinigung der Gymnasien, dieser Redaktion. Eine Möglichkeit zum „Freitesten“ von Schülern nach fünf Tagen gebe es noch nicht. Über die "Eckpunkte zur Umsetzung" der neuen Kontrollstrategie beriet die Landesregierung am Donnerstag, wie das NRW-Gesundheitsministerium mitteilte.

Schulen entscheiden immer noch über Quarantäne

Sowohl Sina als auch der Chef der Schulleitungsvereinigung NRW, Harald Willert, berichten, es sei weiter gang und gäbe, dass Schulleitungen Quarantäne für Schüler anordnen. Dies diene dem Schutz der Kinder, betonten sie. „Es kommt vor, dass das Ergebnis eines Tests von Freitag erst am Mittwoch der kommenden Woche vorliegt. So lange kann man mit der Quarantäne nicht warten“, sagte Willert. Die Gesundheitsämter seien extrem beschäftigt, und die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen müsse an erster Stelle stehen.

Zudem, so Willert, investierten manche Schulleiter "80 bis 90 Prozent ihrer Arbeitszeit" in die Nachverfolgung von Kontakten.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatten zuletzt klargestellt, dass die Entscheidung, welche Schüler in Quarantäne müssen, nicht auf Schulleitungen übertragen werden könne . Diese Verantwortung trage das Gesundheitsamt. Gleiches gelte für die Kitas, so NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP).

Hoffnung auf die neuen Schnelltests

Die Schulleitungen in NRW und die Träger von Kitas setzen nun große Hoffnungen auf die neuen Corona-Schnelltests, die Lehrer und Erzieher an sich selbst durchführen können. Die Minister Laumann, Gebauer und Stamp berieten am Donnerstag über die zügige Einführung dieser Tests in Schulen und Kitas. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte gegenüber dieser Redaktion erklärt, für Kitas und Schulen stünden in Kürze Schnelltests zur Verfügung.

„Es ist natürlich nicht so, dass dann Freitag die Youtube-Videos mit Anleitung da sind und alle Tests vor Ort“, sagte Stamp im Familienausschuss des Landtags. Laut Landesregierung mussten wegen der Pandemie im November 665 Kitas zeitweise komplett und 948 Einrichtungen teilweise schließen .

Verband VBE: "Politik weckt bei Schnelltests Erwartungen, die die Schulen überfordert"​

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann kritisierte, die Politik wecke bei den Schnelltests Erwartungen, die von den Schulen nicht eingelöst werden könnten, weil die notwendigen Ressourcen schlicht nicht vorhanden seien. Die Beschaffung bei den Schulen selbst anzusiedeln sei "nicht hinnehmbar", so Beckmann: „So wird nur eine weitere Aufgabe für Schulleitungen geschaffen, die so schon alle Hände voll zu tun haben. Ich erinnere an die Ergebnisse unserer repräsentativen forsa-Umfrage aus der letzten Woche, wonach nur noch dre Prozent der Schulleitungen angeben, alle ihre Aufgaben in der Leitungszeit erledigen zu können.“

Bislang dürfen die neuen Antigen-Schnelltests nur von geschultem Personal durchgeführt werden. Lehrer sollen nach einer entsprechenden Schulung die Tests selbst durchführen können.

Bisher, so der VBE, gebe es keine Aussagen dazu, ob geplant sei, dass Lehrkräfte auch Kinder testen sollten. Beckmann lehnt dies ab: „Die Schnelltests freiwillig bei sich selbst durchzuführen, ist das eine. Etwas ganz anderes ist es, diese Tests von den Schülern zu nehmen. Das darf keine Aufgabe von Lehrkräften werden! Das wird auf unseren massiven Widerstand stoßen.“