Düsseldorf. Biontech macht Hoffnung. Wer zuerst geimpft wird, wie lange es dauert, wie der Impfstoff nach NRW kommt: Behörden bauen jetzt die Strukturen auf.
Nach dem möglichen Durchbruch des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs laufen die Vorbereitungen der NRW-Gesundheitsbehörden für den Aufbau einer Impf-Infrastruktur auf Hochtouren. Das Bundesgesundheitsministerium habe die Länder aufgefordert, Standorte für die Anlieferung von Impfstoffen zu benennen, erklärte eine Sprecherin von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. Bundesweit seien bis zu 60 Standorte geplant, allein davon zwölf in NRW.
Zwölf Standorte für die Impfstoff-Anlieferung in NRW
Davon unabhängig werde neben der Errichtung großer Impfzentren auch der Einsatz mobiler Impfteams und die Einbindung von Vertrags- und Betriebsärzten diskutiert. „Eine konkrete Festlegung von Standorten der zu errichtenden Impfstrukturen ist bislang nicht erfolgt“, so die Sprecherin. Das Land bemüht sich aber bereits um die Anschaffung von Impfbesteck.
Biontec und sein US-Partner Pfizer hatten am Montag mitgeteilt, dass es ihnen gelungen sei, einen Impfstoff zu entwickeln, der einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 biete. Dies habe eine groß angelegte klinische Prüfung ergeben, an der weltweit 43.500 Menschen teilnahmen. Voraussichtlich bereits in der kommenden Woche solle die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt werden. Es wird damit gerechnet, dass parallel auch bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA ein Antrag gestellt wird.
Zuerst soll in Alten- und Pflegeheimen mit Hilfe von Hausärzten geimpft werden
Ein Expertenteam bei der EMA stehe schon bereit und habe bereits die ersten Teile Biontech-Forschung bewertet, sagte der CDU-Europaabgeordnete aus dem Sauerland und Mediziner Peter Liese. „Wir wollen in Europa so schnell wie möglich einen Impfstoff, aber er muss auch sicher sein“, so Liese. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einem „ermutigenden Signal“. Es werde wahrscheinlich so schnell wie noch nie in der Menschheitsgeschichte einen Impfstoff gegen ein neues Virus geben. Die internationalen Börsen nahmen die Nachricht mit Euphorie auf.
Spahn wies jedoch darauf hin, dass selbst bei schneller Zulassung noch über Monate nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen werde. Ethikrat und Impfkommission des Bundes haben klargestellt, dass in Deutschland zunächst Ältere, Vorerkrankte und die in sensiblen Bereichen Beschäftigten geimpft werden sollten. NRW-Gesundheitsminister Laumann hatte sich in der vergangenen Woche bereits für eine bevorzugte mobile Impfung in Alten- und Pflegeheimen in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten ausgesprochen. 75 Prozent der Corona-Todesopfer seien schließlich über 80 Jahre alt, so Laumann.