Düsseldorf. Unerwartet haben die Grünen zwei jüngere Frauen an die Spitze ihrer Landtagsfraktion gewählt. Was die Aufstellung für 2022 bedeutet.
Die NRW-Grünen haben überraschend ihre Fraktionsspitze im Landtag ausgewechselt. Bei einer Klausurtagung wurden am Montagabend Verena Schäffer (33) aus Witten und Josefine Paul (38) aus Münster als neues Führungsduo gewählt. Beide hatten bislang die Geschäftsführung der Fraktion inne.
Die bisherige Fraktionsvorsitzende Monika Düker hatte zuvor angekündigt, 2022 nach dann 22 Jahren nicht erneut für den Landtag kandidieren und deshalb vorzeitig den Weg für eine Verjüngung frei machen zu wollen. Ihr Co-Vorsitzender Arndt Klocke wird sich als künftig als Fraktionsvize und Verkehrsexperte weiter einbringen. Ihm werden 2022 gute Chancen eingeräumt, in Köln einen Direktwahlkreis zu gewinnen. Düker und Klocke hatten die Fraktionsführung nach der schweren Niederlage der Grünen bei der Landtagswahl 2017 übernommen.
Weiblichste und jüngste Führung aller Landtagsfraktionen in NRW
Mit der Personalrochade verfügen die Grünen nun über die jüngste und weiblichste Führung aller Landtagsfraktionen. Verena Schäffer zog vor zehn Jahren als jüngste Abgeordnete in den Landtag ein und hat sich als innenpolitische Expertin einen guten Ruf in Düsseldorf erworben. Sie tritt im Fachausschuss als kundige Gegenspielerin von Innenminister Herbert Reul (CDU) auf. Als Mutter von zwei kleinen Kindern gehört sie überdies zu den Politikerinnen, die sich aktiv für mehr Familienfreundlichkeit im Parlamentsbetrieb einsetzen. Josefine Paul ist Lehrerin, aktive Fußballerin und in der Gender-Politik engagiert.
„Wir sehen in den kommenden Monaten bis zur Landtagswahl neben der Bekämpfung der Corona-Krise mit ihren sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Folgen, insbesondere die Klimakrise als die zentrale Herausforderung für unsere Gesellschaft“, erklärten die neuen Vorsitzenden kurz nach ihrer Wahl. Neben Klocke werden noch der Essener Mehrdad Mostofizadeh als Parlamentarischer Geschäftsführer und Wibke Brems als Fraktionsvize und Fraktionsgeschäftsführerin dem Führungsteam angehören.
Ist damit die Vorentscheidung über die Spitzenkandidatur 2022 gefallen?
Vor allem der angekündigte Ausstieg Dükers aus der Politik kommt unerwartet. Die 57-Jährige Wahl-Düsseldorferin galt lange als mögliche erste NRW-Innenministerin der Grünen. Auch als Regierungspräsidentin war die leutselige und selbst von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) geschätzte Düker zwischenzeitlich im Gespräch. Angesichts des aktuellen Höhenflugs der Öko-Partei in den Umfragen wurde ihr zuletzt sogar zugetraut, 2022 als Spitzenkandidatin anzutreten und eine Rückkehr in Regierungsverantwortung zu bewerkstelligen. Möglicherweise ist Dükers Verzicht ein Hinweis darauf, dass die Landesvorsitzende Mona Neubaur selbst die Grünen in die Landtagswahl führen will.