Düsseldorf. Die Politik spricht von einer “besorgniserregenden“ Entwicklung. Die betroffenen Städte verschärfen die Coronaregeln.

„Besorgniserregend“ ist laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) die Pandemielage kurz vor dem Start in die Herbstferien. Die neuen Zahlen alarmieren Land und Bund: Mehr als 4000 Neuinfektionen wurden an einem Tag in Deutschland gezählt, mehr als 1000 in NRW. Jetzt sind auch Hagen und Wuppertal Corona-Hotspots. Die Politik befürchtet einen „Kontrollverlust“.

„Das aktuelle Infektionsgeschehen zeigt, dass das Coronavirus nicht besiegt ist“, sagte Laumann dieser Redaktion. Die Bürger sollten sich daher an die Regeln halten und achtsam sein. Eine Verschärfung der Maßnahmen plane NRW aber nicht. „Meines Erachtens ist es zum jetzigen Zeitpunkt zielführender, die geltenden Regeln konsequent durchzusetzen, anstatt immer neue Verbote auf den Weg zu bringen. Das ist auch eine Frage der Akzeptanz“, so Laumann.

Zehn Hotspots in NRW

In NRW gibt es jetzt zehn Corona-Hotspots mit einer Inzidenzzahl von mehr als 35: Hamm, Remscheid, Duisburg, Hagen, Essen, Gelsenkirchen, Wuppertal, Leverkusen, Solingen und Köln. Inzidenz bedeutet die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in einer Woche. Ab einem Wert von 50 müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um einen harten Lockdown zu vermeiden.

Hagens Inzidenz lag am Donnerstag bei 56. Oberbürgermeister Erik O. Schulz ermahnte die Bürger seiner Stadt: „Tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz und halten Sie sich bitte an unsere neuen Regeln.“ In der Öffentlichkeit dürfen sich in Hagen nur noch Gruppen bis fünf Personen treffen. An privaten Festen außerhalb von Wohnungen dürfen ab dem heutigen Freitag höchstens 25 Gäste teilnehmen. Bei fünf bis 15 erwarteten Gästen gilt eine Anzeigepflicht.

Hamm rät: Anmeldepflicht auch für Feiern in Privatwohnungen

Die Stadt Hamm, dem Risikogebiet mit der größten Inzidenzzahl von fast 78, rät der Landesregierung, in Corona-Hotspots ab einer Inzidenz von 50 grundsätzlich Feiern in Privatwohnungen ab 25 Gästen anmeldepflichtig zu machen. „Hier gebe es in NRW noch eine „Lücke“, sagte ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage. Essen (Inzidenz 47) plant für den Fall einer Inzidenzzahl von mehr als 50, die Anzeigepflicht für Feiern im öffentlichen Raum zu verschärfen. Schon ab elf Gästen müsste dann ein Fest bei der Stadt angemeldet werden.

Berufspendlern, die in ein Risikogebiet fahren, oder aus einem solchen Gebiet herauspendeln, droht in NRW keine Einschränkung, stellte das NRW-Gesundheitsministerium klar. Die Lage werde aber vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens ständig geprüft.