Düsseldorf. Gewalt gegen Lehrer: Der Verband VBE hat erneut Schulleiter in NRW gefragt. Ergebnis: Mobbing, Bedrohungen, Angriffe haben zugenommen.

Gewalttaten von Schülern gegen Lehrer nehmen in NRW offenbar weiter zu. In der neuen Schulleiterumfrage des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) sagten 41 Prozent der Befragten, dass es in ihren Schulen in den vergangenen fünf Jahren zu körperlicher Gewalt gegen Lehrer kam. In einer Erhebung vor zwei Jahren meinten dies nur 35 Prozent der befragten Rektoren.

64 Prozent der befragten Schulleitungen sagten, dass sie an ihrer Schule Fälle von psychischer Gewalt gegen Lehrkräfte beobachteten. Die Rede ist von Beschimpfungen, Bedrohungen, Mobbing und Belästigung. Laut der Gewerkschaft ist das ein deutlicher Anstieg von neun Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Befragung.

VBE-Landeschef Behlau: "Besorgnis erregender Anstieg"

„Dieser Anstieg ist besorgniserregend“, sagte VBE-Landesvorsitzender Stefan Behlau am Donnerstag. Die NRW-Landesregierung habe zwar mit der Dauerfinanzierung von 1000 Stellen in der Sozialarbeit und mit dem „Aktionsplan gegen Gewalt und Diskriminierung an Schulen“ wichtige Weichen gestellt. „Nötig wären allerdings für jede Schule mindestens eine Landesstelle für Schulsozialarbeit sowie endlich ausreichend Lehrkräfte“, so Behlau. Denn Gewalt-Vorbeugung benötige vor allem mehr Zeit für die Kinder.

Von der Mehrzahl der Gewalttaten gegen Lehrer erfährt die Öffentlichkeit nichts. Ein Fall in Dortmund erregte aber bundesweit Aufsehen: Nach einem geplanten Anschlag auf einen Lehrer verurteilte das dortige Landgericht einen 17-Jährigen unter anderem wegen versuchten Mordes zu einer Jugendstrafe.

Besonders auffällig sei der Anstieg der Fälle von Cybergewalt an Schulen. „33 Prozent der Schulleitungen erlebten an ihrer Schule, dass es in den vergangenen fünf Jahren zu Fällen kam, in denen Lehrer über das Internet diffamiert, belästigt, bedrängt, bedroht oder genötigt wurden, 2018 beobachteten dies mit 17 Prozent deutlich weniger der befragten Schulleitungen“, so der VBE.

Warnung: Cybermobbing verfolge die Opfer permanent

Cybermobbing gegen Lehrer sei besonders perfide, weil es nicht nach Schulschluss ende, sondern die Opfer praktisch 24 Stunden am Tag verfolge. Mit der zunehmenden Digitalisierung dürften solche Gewalttaten gegen Lehrkräfte noch zunehmen, vermuten die Auftraggeber der Umfrage.

Etwas mehr Schulleiter als vor zwei Jahren sagten, dass die Schulen mit dem Thema Gewalt gegen Lehrer offen umgehen. Aber nur etwa 59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, es sei in den allermeisten Fällen gelungen, die Opfer ausreichend zu unterstützen. 2018 glaubten noch 88 Prozent der Befragten an eine gelungene Unterstützung.

Forsa befragte 264 Schulleiter in NRW

An der Umfrage hatten sich diesmal in Deutschland 1.302 Schulleiter beteiligt. In Nordrhein-Westfalen wurden 264 Rektoren vom Institut Forsa im Auftrag des VBE befragt. Die Daten sind nach Angaben des Verbandes repräsentativ. ​