Bochum. Handelsübliche Mundwasser lassen das Virus in Mund und Rachen nach 30 Sekunden teils komplett verschwinden. Dadurch sinkt das Ansteckungsrisiko.
Im Mund- und Rachenraum von Corona-Patienten befindet sich häufig eine große Anzahl von Viren. Dadurch steigt das Risiko, andere Personen über Aerosole oder Tröpfchen anzustecken. Mit bestimmten handelsüblichen Mundspülungen lassen sich Sars-Cov2-Viren aber wirksam inaktivieren.
Das wiesen Virologen der Ruhr-Uni Bochum gemeinsam mit Kollegen aus Jena, Ulm, Duisburg-Essen, Nürnberg und Bremen in Experimenten an Zellkulturen nach. Die Anwendung von Mundspülungen könnte somit helfen, kurzzeitig die Virusluslast und damit eventuell das Risiko einer Übertragung der Coronaviren zu senken, schreiben die Wissenschaftler.
Vor allem vor zahnärztlichen Behandlungen oder bei der Pflege von Covid-19-Patienten im Krankenhaus könne es nützlich sein, gründlich mit Mundspülungen zu gurgeln, erklärt Prof. Eike Steinmann, Virologe an der Ruhr-Uni Bochum und einer der Studienautoren. „Wir wissen, dass sich Pflegepersonal in Kliniken trotz Schutzmaßnahmen angesteckt hat. Hier könnten Mundspülungen einen sehr positiven Effekt haben“, sagte Steinmann dieser Redaktion.
Mundspülung gegen Coronaviren? Forscher von Wirksamkeit überrascht
Frühere Studien hätten bereits die Wirksamkeit bei Sars- und Influenza-Viren gezeigt. „Dass es aber so gut funktionieren würde, hatten wir nicht vermutet“, so Steinmann. Mundspülungen eigneten sich jedoch nicht, um eine Corona-Infektion zu behandeln oder um sich selbst vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen, stellt er klar.
Auch interessant
Die Ergebnisse der Studie beschreibt das Team um Toni Meister, Prof. Stephanie Pfänder und Prof. Eike Steinmann aus der Bochumer Forschergruppe Molekulare und Medizinische Virologie online im Fachmagazin „Journal of Infectious Diseases“. „Wir haben die Viren nur im Labor untersucht“, erklärt Steinmann. Eine Überprüfung der Studienergebnisse in klinischen Studien an Patienten werde nun folgen.
Acht handelsübliche Mundspülungen getestet
Die Wissenschaftler testeten acht Mundspülungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen, die in Apotheken oder Drogeriemärkten erhältlich sind. Sie mischten das jeweilige Mittel mit Viruspartikeln und einer „Belastungssubstanz“, die den Effekt des Speichels im Mund nachstellen sollte. Das Gemisch wurde dann 30 Sekunden lang geschüttelt, um den Effekt des Gurgelns zu simulieren.
Auch interessant
Das Ergebnis: Alle getesteten Präparate reduzierten die Viruslast. Drei Mundspülungen verringerten sie so stark, dass nach 30 Sekunden Einwirkzeit kein Virus mehr nachzuweisen war. Ob dieser Effekt auch in der klinischen Praxis bestätigt wird und wie lange er anhält, müsse nun untersucht werden.
Die getesteten Mundwasser sind:
- Cavex Oral Pre Rinse
- Chlorhexamed Forte
- Dequonal
- Dynexidine Forte
- Iso-Betadine Mouthwash
- Listerine Cool Mint
- Octenident Mouthwash
- Pront Oral Mouthwash
Nicht zur Behandlung von infizierten Patienten geeignet
Die Wissenschaftler betonen, dass Mundspülungen nicht zur Behandlung von Covid-19-Patienten geeignet sind. „Das Gurgeln mit einer Mundspülung kann nicht die Produktion der Viren in den Zellen hemmen“, erklärt Toni Meister. „Es könnte aber die Viruslast kurzfristig dort senken, wo das größte Ansteckungspotenzial herkommt, nämlich im Mund-Rachen-Raum.“ Dies könne in bestimmten Situationen wie beim Zahnarzt oder bei der medizinischen Versorgung von Covid-19-Patienten nützlich sein.