Düsseldorf. In Düsseldorf hat das Flughafen-Testzentrum die Arbeit aufgenommen. Proben bei Rückkehrern aus Risikogebieten zeigen erste überraschende Befunde.
Mund auf, Zunge raus, „Ah“ sagen und den Kopf nicht bewegen. Wo normalerweise im Ankunftsbereich des Düsseldorfer Flughafen Gepäckband Nummer 20 seinen Dienst versieht, nehmen seit dem Wochenende Ärzte im provisorischen Corona-Testzentrum Abstriche bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten. Mit der Ausweitung der systematischen Untersuchungen soll die zweite Infektionswelle möglichst flach gehalten werden.
Warum gelten Corona-Tests für Reiserückkehrer plötzlich als so wertvoll?
Die Rechtslage ist eigentlich klar: Wer aus einem Corona-Risikogebiet wieder nach Deutschland einreist, muss sich 14 Tage in häusliche Quarantäne begeben - sofern kein negatives Testergebnis vorliegt. „Wahr ist, dass das schwer zu kontrollieren ist“, bekennt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Zum Ende der Sommerferien werden allein in NRW rund 15.000 Rückkehrer pro Woche erwartet. Die Gesundheitsämter wäre personell nicht in der Lage, bei allen die Quarantäne zu überwachen. Mit den Tests schon am Flughafen soll die Gefahr gebannt werden, dass das Virus neu eingeschleppt wird.
Wie läuft der Flughafen-Test ab?
Noch im Sicherheitsbereich gleich neben den Gepäckbändern ist am Düsseldorfer Airport das Corona-Testzentrum eingerichtet. Dort stellen sich Testwillige an und werden mit ihrer Gesundheitskarte und dem Personalausweis registriert. Ärzte nehmen mit einem Wattestäbchen einen Abstrich in Mund und Nase. Die Wartezeit beträgt bislang rund 30 Minuten. Mit einem QR-Code kann man nach zwei Tagen sein Ergebnis im Internet nachvollziehen. Über einen positiven Befund wird auch die lokale Gesundheitsbehörde informiert.
Wieviele Rückkehrer nutzen das bislang kostenlose Testangebot?
An den ersten Tagen haben sich in Düsseldorf rund 40 Prozent der Rückkehrer aus Risikogebieten freiwillig testen lassen. Am ersten Wochenende bedeutet das: Rund 1800 Testwillige. Am ersten Tag waren von über 800 Proben nur 13 positiv. Das ist zwar eine ordentliche Quote, reicht aber für eine optimale Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten nicht aus. Bund und Länder werden deshalb absehbar eine Testpflicht einführen und die Kosten von etwa 90 Euro pro Test den Betroffenen in Rechnung stellen.
Was passiert mit den Flughafen-Testergebnissen?
Der Bund will sogenannte „Ausstiegskarten“ einführen. Jeder Einreisende würde damit am Flughafen registriert und die Daten an die zuständigen Gesundheitsbehörden der Wohn- oder Aufenthaltsorte weitergeleitet. „Wir müssen in der Lage sein, stichprobenartig zu kontrollieren, ob die Menschen sich an die Quarantäne halten“, sagte Laumann. Mit der „Ausstiegskarte“ würden die Gesundheitsämter der Flughafen-Städte Düsseldorf und Köln den anderen 54 Gesundheitsämtern in NRW Informationen über einreisende Passagiere weitergeben.
Werden auch Reiserückkehrer aus Nicht-Risikogebieten getestet?
NRW überlege zurzeit, wie man Urlaubsrückkehrern aus Nicht-Risikogebieten ebenfalls ein erleichtertes Corona-Testangebot machen könne, kündigte Laumann an. Man wolle diese Passagiere aber nicht ebenfalls gleich an den Flughäfen abfangen, weil dann die Warteschlangen zu lang würden. Geplant sei eine kostenlose Testmöglichkeit in den Wohnorten dieser Urlauber.
Was passiert, wenn man sich nicht an die Quarantäne hält?
„Das ist eine Ordnungswidrigkeit, bei der auch erhebliche Strafen im Raum stehen“, drohte Laumann. Bis zu 25.000 Euro könnten fällig werden, wenn man sich hartnäckig der Quarantäne verweigert.
Wer stuft Risikogebiete als solche ein?
In Deutschland nimmt die Einstufung der Länder das Robert-Koch-Institut (RKI). So kommt es, dass Spanien zum Beispiel in Großbritannien als Risikogebiet geführt wird, in Deutschland aber nicht. „Die Risikogebiete werden nicht politisch ausgewiesen, sondern durch das RKI“, stellte Laumann klar.
Wie steht NRW zu Plänen Bayerns, auch an Bahnhöfen zu testen?
Gesundheitsminister Laumann betonte die Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens bei den Flughafen-Testzentren und zeigte sich eher skeptisch bei vergleichbaren Angeboten an Bahnhöfen: „Man muss sehen, ob man auf den Bahnhöfen überhaupt trennen kann, wer kommt aus Riskogebieten und wer nicht.“
Sind die Flughafen-Tests auf die Ferienzeit beschränkt?
Die Landesregierung geht davon, dass die Infektionsgefahren bei Einreisen in die Bundesrepublik noch auf längere Zeit ein wichtiges Thema bleiben werden. Man müsse lernen, bis zur Entwicklung eines Impfstoffes mit der Pandemie zu leben, so Laumann. An den NRW-Flughäfen müsse auch bei Geschäftsreisenden außerhalb der Ferienzeiten weiter systematisch getestet werden.