Köln. Der Flughafen Köln/Bonn hat erstmals die Möglichkeit von Flugtaxis wissenschaftlich untersuchen lassen. Mit einem überraschenden Ergebnis.

„Nehmen wir ein Taxi oder ein Flugtaxi?“, soll es schon in wenigen Jahren im Ankunftsbereich der großen NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn heißen. Noch vor gut zwei Jahren wurde Digitalisierungs-Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) tagelang verspottet, als sie im „heute-journal“ öffentlich Gedanken an einen kommenden Luftfahrt-Nahverkehr verschwendete. Nun scheint die Vision ziemlich konkret zu werden.

Der Flughafen Köln/Bonn stellte am Mittwoch eine Machbarkeitsstudie unter dem Titel „Flugtaxis – Science Fiction oder Realität?“ vor. Ein Expertenteam des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der RWTH Aachen hat konkret durchgespielt, wie eine Weiterreise durch die Luft zum nächsten Messegelände, in die City oder ins Wohnumland funktionieren könnte. Projektleiter Winfried Finkeldei, der früher beim Luftfahrtkonzern Airbus gearbeitet hat, kommt zu dem Ergebnis: „Ich glaube, die Technik ist nicht aufzuhalten.“

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Die Forscher gehen davon aus, dass allein in Köln rund 600.000 Passagiere pro Jahr bereit wären, ihr endgültiges Reiseziel mit einem elektrisch betriebenen Fluggerät anzusteuern, das vertikal startet und landet. Die bislang auf dem Markt verfügbaren Maschinen bieten maximal fünf Fluggästen Platz und verfügen über eine Reichweite von rund 100 Kilometern. Bislang geht man davon aus, dass die Geräte noch nicht autonom fliegen, sondern von einem Piloten auf Sicht gesteuert werden müssen.

Gehobener Taxispreis: Nahflugverkehr für jedermann?

Trotzdem ist Finkeldei zuversichtlich, dass Tickets zum gehobenen Taxi-Preis zu haben sein werden und sich ein Angebot „für jedermann“ entwickeln könnte. Der Kölner Flughafen-Chef Johan Vanneste lässt keinen Zweifel: „Wir wollen es definitiv machen.“ Elektrisch betriebene Flugtaxis seien eine wichtige Ergänzung der Mobilität zwischen Airport und endgültigem Reiseziel. Beim Flughafen Düsseldorf, dem großen Nachbarn, sind die Planungen für einen Flugtaxi-Betrieb ebenfalls schon weit gediehen.

Das Forscherteam der RWTH schlägt vor, gleich auf einem Parkhausdach neben dem Kölner Terminal sechs Stellplätze und Ladesäulen für die Fluggeräte einzurichten. Die Buchung würde per App erfolgen. Wann es soweit sein könnte, ist unklar. „Wir stehen ganz am Anfang“, sagt Finkeldei.

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NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU), der zur Präsentation der Machbarkeitsstudie nach Köln gekommen ist, will „mit Wort und Tat unterstützen“. Man müsse ein Netz an Landeplätzen in NRW schaffen: „Das Flugtaxi kann nicht auf jedem Kreisverkehr landen.“ Zudem stellten sich Fragen der Lärmbelastung und der Luftraum-Koordinierung. Wüst legte sich gleichwohl fest: „Ich bin der festen Überzeugung, dass Flugtaxis Mobilität besser machen können.“