Essen. Erstmals sollen onkologische Zentren bundesweit einen einheitlichen Zuschlag der Krankenkassen erhalten. Das hat in NRW eine kuriose Folge.
Bei der Versorgung von Brustkrebspatientinnen steht ein langjähriger Sonderweg des Landes vor dem Aus: In NRW erhalten die 50 ausgewiesenen Brustkrebszentren seit Jahren einen gesonderten Kassenzuschuss über die reguläre Finanzierung hinaus. Eine neue bundesweite Regelung könnte diese im Ländervergleich besondere Praxis beenden.
Hintergrund ist eine Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Das Bundesgesundheitsministerium hatte ihn beauftragt, bundesweit einheitliche Kriterien und Anforderungen für klinische Zentren festzulegen, die sich auf bestimmte Erkrankungen spezialisieren. Auf der Grundlage sollen die Krankenkassen ihnen Zuschläge zahlen.
Viele Zentren erfüllen neue Bundesvorgaben nicht
Ausgewiesen wurden auch onkologische Zentren, die sich auf mehr als eine Krebsart spezialisieren. In NRW hat das zur Folge, dass Kliniken mit dem Fokus auf Brustkrebs nicht mehr die Vorgaben eines „Zentrums“ erfüllen und keinen Kassen-Zuschuss erhalten würden. Das NRW-Gesundheitsministerium geht laut einem Bericht an den Landtag davon aus, dass „eine Vielzahl der aktuellen Brustzentren“ die neuen Vorgaben nicht erfüllen. Sie könnten laut Ministeriumsbericht rund 900 Euro je Behandlungsfall nicht mehr refinanzieren.
Wie es aus Klinikkreisen heißt, bangen die Brustkrebszentren in NRW schon länger um ihre Zuschüsse. 2018 seien diese geringer, 2019 sogar ganz weggefallen, hieß es. Die Kassen wollten demnach erst 2021 wieder Gelder freigeben.
Die Deutsche Krebsgesellschaft NRW gibt Entwarnung. „Das bedeutet keine Verschlechterung in der Versorgung von Brustkrebspatientinnen, es ist aber eine Verbesserung für die onkologischen Zentren im gesamten Bundesgebiet“, sagte der Vorsitzende Ullrich Graeven. Dass erstmals überhaupt onkologische Zentren einen Zuschlag der Krankenkassen erhalten sollen, sei ein Durchbruch. „Damit wird die spezialisierte Arbeit der Zentren auch finanziell anerkannt.“
Es sei nicht zu erwarten, dass sich die Anzahl der Brustkrebszentren in NRW stark verringern werde: „Zentren zur Behandlung anderer Krebsarten haben sich bisher auch zertifizieren lassen, ohne dass es dafür einen Zuschlag gegeben hätte.“
Kassen: Es wird keine Versorgungslücke geben
Auch Krankenkassen erwarten keine spürbaren Folgen für Patientinnen. Es werde keine Versorgungslücke geben, so eine Sprecherin der BKK-Landesverband Nordwest. „Wir gehen aber davon aus, dass eine erhebliche Zahl von Brustkrebszentren den Zuschlag verlieren wird.“
Das Gesundheitsministerium macht in seinem Bericht deutlich, dass es sich weiter für die Brustkrebszentren einsetzen will. Der G-BA habe den Ländern die Möglichkeit geboten, weitere Zentren für die gesonderte Finanzspritze vorzuschlagen. Dies will Düsseldorf offenbar nutzen.